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Antibiotikaresistenzen werden zu einer immer größeren Herausforderung.

Foto: apa/dpa/Frank May

Bakterienresistenzen werden zunehmend zum Problem – auch angesichts aktueller Zahlen zum Antibiotikakonsum in der EU: Die Menge der verwendeten antibakteriellen Medikamente ist zwischen 2010 und 2014 in der Union weiter gestiegen – von 20,1 auf 21,6 Tagesdosen pro 1.000 Einwohner und Jahr.

EU-Experten zeigten sich am Montag anlässlich des Antibiotikatags am Mittwoch besorgt über die Entwicklung. Die ehemals schärfste Waffe gegen gefährliche bakterielle Infektionen könnte drastisch an Wirkung verlieren, hieß es. "Die Gefahr durch Antibiotika-Resistenzen steigt täglich. Wenn diese Entwicklung nicht unter Kontrolle gebracht wird, hat sie die Macht, die Uhr in der Medizin um hundert Jahre zurückzudrehen", erklärte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis in einer Aussendung.

Entwicklung stoppen

Da Resistenzen insbesondere durch einen zu häufigen und falschen Gebrauch von Antibiotika entstehen, sind die Verbrauchszahlen für die Medikamente in vieler Hinsicht entscheidend für die Beurteilung der Lage. Und die ist kritisch, heißt es vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).

"Die weitere Ausbreitung von Bakterien, die etwa gegen Carbapeneme resistent sind, ist in der EU großer Grund für Sorge. Denn für Patienten, die mit solchen Keimen infiziert sind, gibt es nur noch beschränkte Behandlungsmöglichkeiten", sagt Andrea Ammon, geschäftsführende Direktorin des Zentrums. Maßnahmen auf lokaler, nationaler und EU-Ebene müssten ergriffen werden, um diese Entwicklung zu stoppen.

Es gebe aber auch Fortschritte, so Ammon: "Dass in fünf europäischen Staaten der Antibiotikaverbrauch zurückgegangen ist, zeigt, dass Europa in Richtung eines verantwortungsvolleren Gebrauchs dieser Mittel geht. Die sinnvolle Verwendung von Antibiotika in und außerhalb der Spitäler ist entscheidend dafür, dass man den größten Nutzen aus diese Medikamenten herausholt."

Österreich: Verbrauch leicht rückläufig

In Österreich zeigt sich bei der Verwendung systemisch wirksamer Antibiotika (Tabletten, Infusionen) eine stabile Situation mit seit 2013 wieder rückläufigen Trends, die aber statistisch nicht signifikant sind. Die Alpenrepublik liegt in allen ECDC-Statistiken im Spitzenfeld. In südeuropäischen und osteuropäischen Staaten werden Antibiotika seit vielen Jahren deutlich häufiger verwendet. Außerdem sind dort die Abgabemodalitäten oft weniger streng geregelt als zum Beispiel mit der in Österreich vorgesehen Rezeptpflicht.

Dass sich die Resistenzsituation bei Keimen, die auf Antibiotika ansprechen sollen, aber auch rasch verbessern lässt, zeigt eine andere Entwicklung. Auf EU/EWR-Ebene ist die Häufigkeit von sogenannten methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Infektkionen von 2011 auf 2014 signifikant zurückgegangen. Der Rückgang war allerdings geringer als im Zeitraum zwischen 2009 und 2012. Das zeigt, dass Hygienemaßnahmen sowie bessere und seltenere Antibiotikaverwendung relativ schnell einen Effekt haben können.

Die WHO-Generaldirektorin für die Region Europa betonte, dass es zwischen EU- und benachbarten Nicht-EU-Staaten wenige Unterschiede gebe. Alle Länder müssten auf diesem Gebiet zusammenarbeiten. (APA, 16.11.2015)