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Die britische Sängerin Adele ("Rolling in the Deep") kehrt nach Baby- und Schaffenspause mit dem nahtlos an alte Welterfolge anschließenden Album "25" zurück: gebrochene Soulpop-Balladen für Zeiten, die nur besser werden können.

Foto: AP/Columbia Records

Wien – Die Geheimhaltungsstufe bezüglich des am Freitag erscheinenden neuen Albums von Adele wird nur noch vom kommenden Star Wars-Film übertroffen. Außer den beiden Songs Hello und When We Were Young gab es so gut wie gar keine Informationen vorab. Interviews mit der 27-jährigen Künstlerin waren weltweit ebenso handverlesen, wie nur Medien mit allergrößtem symbolischem und auflagenstarkem Kapital zur britischen Soulpop-Sängerin vorgelassen wurden. So durfte die Welt allerlei Wissenswertes aus dem Alltag eines gänzlich bescheiden lebenden Superstars erfahren.

Immerhin setzt die heuer schwerer denn je krisengebeutelte Musikindustrie für das laufende Weihnachtsgeschäft verzweifelte Hoffnung in die Durchschlagskraft der elf Lieder von 25. Auf über 30 Millionen verkaufte Stück ihrer Vorgängerarbeiten 19 und 21 kann Adele (bürgerlich: Adele Adkins) zurückblicken. Diese Erfolgsstory soll sich nun mit 25 unbedingt fortsetzen. Über 400 Millionen Zugriffe auf die Comeback-Single Hello innerhalb weniger Wochen lassen jedenfalls Marketingträume wie einst in den guten alten Zeiten wahrwerden.

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Nach einer längeren Baby- und Schaffenspause und ihrem Oscar-prämierten James-Bond-Filmsong Skyfall von 2012 hätte 25 ursprünglich schon vor zwei Jahren erscheinen sollen. Der Druck war damals wohl zu groß. Adele und ihr Management zögerten, zauderten, produzierten und verwarfen wieder. Schließlich einigte man sich auf ein Spiel auf Zeit – und ein kleines bisschen Sicherheit.

Wie schon auf dem Vorgänger 21 und dem globalen Monsterhit Rolling in the Deep setzt Adele nun auch auf dem neuen Album auf bewährte Stilmittel. Mit verschiedenen Produzenten wie Skyfall-Koautor Paul Epworth oder Danger Mouse im Rücken erleben wir eine Songwriterin, die erneut auf Bewährtes setzt.

Den Mond anheulen

Wir hören vom Klavier oder von einer Kirchenorgel getragene und von Soul und Gospel befeuerte, starke, verletzliche und letztlich verletzte Midtempoballaden. Sie künden immer nur von einem: Vom Verlassenwordensein, von gebrochenen Herzen und vom Durchhalten trotz allem. Es sind noch immer jene Lieder, die man nachts unter dem Fenster des einstigen Geliebten singt und dabei gleichzeitig den Mond und die dunklen Zeiten anheult, die über einem dräuen. Ab und zu schreckt man dann hoch, weil man einen faustgroßen Stein in der Hand hält, aber Fensterscheiben einwerfen ist ja verboten.

Songs wie All I Ask oder das vorab veröffentlichte Lied When We Were Young mit ihren souverän unternommenen Steigerungen hin zu pathetischen Breitwand-Gospelchor-Refrains dürften in naher Zukunft zudem Juroren bei diversen Castingshows oder Conchita Wurst Kopfschmerzen bereiten. Das alles klingt zwar locker-leicht gesungen. Bloß, die Stimme und die Technik dazu muss man erst einmal haben.

Einzig die an ein französisches Chanson der 1960er-Jahre erinnernde Zupfgitarren-Ballade Million Years Ago zeugt von zarten Versuchen, am einmal gewählten Masterplan etwas zu ändern. Dazu gesellen sich noch die vom modernen Dubstep unterstützten subsonischen Bassfrequenzen und gebrochenen Rhythmen bei I Miss You oder der abschließend ungewohnt optimistische Song Sweetest Devotion mit einem wirklich, wirklich großen Finale. Für das Lied würde Annie Lennox töten. Adeles Kundschaft wird sich nicht beschweren wollen. (Christian Schachinger, 19.11.2015)