Irgendwann im Herbst zwingen einen die ersten ergiebigen Schneefälle, höhere Wanderziele auf nächstes Jahr zu verschieben. Touren bis zur Waldgrenze sind dann oft aber noch möglich. Gut so, denn in dieser Höhenlage wirft sich zu jener Zeit der Lärchenwald mächtig in Schale. "Indian Summer" und eine überraschend tolle Aussicht bietet etwa der Weidschober (1789 m), ein unauffälliger steirischer Waldmugel. Am besten besucht man ihn daher im Herbst, bei klarem, stabilem Schönwetter.

Der Weidschober mit der Weidhütte
Foto: Uwe Grinzinger

Unser Weg zum Weidschober – laut Wegweiser auch "Waadschober" oder "Woadschober" – beginnt an einem unscheinbaren Parkplatz nahe des Bergsteigerdorfes Krakau, das zwischen Murau und Tamsweg liegt. Von dort gelangen wir auf einem Waldsteig entlang der Markierung Nummer 8 in rund zehn Minuten zu einer Abzweigung an einer Forststraße. Dort unbedingt einen Abstecher nach links, also Osten, zum stillen Schattensee machen, der nur rund 100 Meter entfernt liegt.

Im dunklen Schattensee spiegelt sich der Preber.
Foto: Uwe Grinzinger

Im dunklen Spiegel des Sees stehen die Schladminger Tauern ausgesprochen hübsch Kopf. Manche nehmen dieses Spiegelbild sogar aufs Korn: Beim Wasserscheibenschießen am Schattensee wird nämlich – wie beim Prebersee im Lungau – nicht direkt auf die Scheibe gezielt, sondern man lässt das Projektil von der Wasseroberfläche abprallen.

Gutmütiger Aussichtsmugel

Zurück an der Abzweigung westlich des Sees, wandern wir eine Forststraße aufwärts. Gute Markierungen lassen weder in den Kehren noch bei den Abzweigungen Unklarheiten über den weiteren Wegverlauf aufkommen.

Nach einer guten Stunde ab dem Schattensee treten wir von der waldig-schattigen Nordflanke auf eine sonnenwarme Alm hinaus – mit Wegtafel, Marterl und Bank. Dort sehen wir erstmals den Weidschober vor uns, nur noch einen Katzensprung entfernt. Auf der Schotterstraße nach Westen gehen, bis die Zufahrtsstraße zur Weidhütte abzweigt, hier links, um gleich danach die Straße nach rechts zu verlassen – Achtung auf die Tafel: "Waadschober".

Die Schladminger Tauern sind bereits leicht "angezuckert".
Foto: Uwe Grinzinger

Auf einem Wanderweg unter dem Weidschober queren und in großem Rechtsbogen – mit einem Fuß in der Steiermark, mit dem anderen im Lungau – zum neuen Gipfelkreuz samt Holztisch und -bänken. Rundum stehen Schladminger und Radstädter Tauern, Nock- und Murberge Spalier, hinter der Hafnergruppe lugt die Hochalmspitze hervor. Der Abstieg erfolgt am Aufstiegsweg. (Uwe Grinzinger, 20.11.2015)