Geheimnisvoller Nachbar: Joel Edgerton (rechts) in "The Gift".

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Wien – Kleine Geschenke erhalten nicht immer die Freundschaft, vor allem wenn diese auf Einseitigkeit beruht und der Beschenkte sich irgendwann bedroht fühlt.

Die mit hübschen Schleifen verzierten Pakete, die Simon (Jason Bateman) und seine Frau Robyn (Rebecca Hall) vor der Haustüre finden, bereiten ihnen jedenfalls keine Freude. Denn Gordo (Joel Edgerton), der im Geschäft plötzlich neben Simon steht und sich als alter Schulfreund zu erkennen gibt, lässt sich nicht abschütteln.

Er sucht die Nähe des soeben nach Los Angeles gezogenen Paars, das ein beneidenswertes Domizil bezogen hat. Dass Gordo ausgerechnet immer dann auftaucht, wenn Simon in seinem neuen Büro viel Geld verdient und Robyn mit Einrichtungsfragen beschäftigt ist, scheint beim ersten Besuch noch nicht verdächtig. Beim zweiten ein wenig. Beim dritten einigermaßen.

Joel Edgerton, der in "The Gift" nicht nur die Rolle des unheimlichen Freundes übernimmt, sondern auch für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat die klassischen Vorbilder gut studiert. Nicht erst seit Filmen wie "Kap der Angst" kann ein glückliches Paar durch einen Eindringling in den Abgrund schlittern. Zur Angst, dass die Idylle vom trauten Heim – auch Simon und Robyn wollen sich als Eltern beweisen – zerbrechen könnte, kommt oft ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit.

Hier kommt dann die Moral ins Spiel: sei es durch einen verschwiegenen Seitensprung wie in "Eine verhängnisvolle Affäre" oder durch eine böse Erinnerung wie in "The Gift". Das Verschwinden eines Haustieres ist hier wie dort kein gutes Omen für die Besitzer.

Dass jedes Rätsel gelöst werden muss, erweist sich leider auch hier als unabdingbar, doch "The Gift" überzeugt mit einer gehörigen Portion Suspense unter präziser Verwendung der üblichen Stilmittel: Von der einsehbaren Fassade bis zum beklemmenden Sound und Edgertons gepresster Stimme reicht die Palette.

Die Geschenke, die am Ende wie in "Seven" in der richtigen Reihenfolge geöffnet werden müssen, verlangen von Simon eine Neuordnung der Dinge. Was auch immer in den Paketen steckt – mit Verlust ist zu rechnen. (Michael Pekler, 27.11.2015)