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1944 ist Marceline Rozenberg 15 Jahre jung, als sie mit ihrem Vater aus Südfrankreich deportiert wird. Nach Auschwitz-Birkenau. Sie überlebt Auschwitz, dann Bergen-Belsen, dann Theresienstadt, wird im Mai 1945 von der Roten Armee befreit, ihr Vater, 1919 aus Polen nach Frankreich ausgewandert, nicht.

Er kehrt genauso wenig zurück wie 45 weitere Familienmitglieder. Nach dem Krieg wird Marceline Loridan-Ivens, in zweiter Ehe glücklich mit dem niederländischen Dokumentarfilmer Joris Ivens verheiratet, Filme drehen. Und hat nun, 70 Jahre danach, ihr Leben aufgeschrieben, ihre Erinnerungen an den Vater, an die Lagerhaft, an das permanente Gefühl, jeden Tag zu sterben, an die später zerfallende engere Familie.

Ein bewegendes, des Öfteren herzzerreißendes kleines großes Buch. Das Iris Berben unerwartet gut, weil angemessen eingelesen hat. Angemessen ruhig und zurückgenommen. Keinerlei vokale Dramatisierung oder Überhöhung ließ sie sich einfallen. Sondern sie tritt hinter die beeindruckende Prosa dienend zurück. (Alexander Kluy, 1.12.2015)