Die Zeiten, als schlechte Spiele die ganze Spieleindustrie ins Wanken bringen konnten, wie es etwa beim mythischen "E.T- The Extra-Terrestrial" im fernen Jahr 1982 der Fall war, sind zum Glück vorbei – doch auch 2015 landeten Titel in den Regalen, deren Kauf wohl als Fehlentscheidung gelten muss.

Was schlecht ist und was nicht, ist dabei natürlich auch eine Frage der Perspektive – und somit, wie die folgende Aufzählung, letztlich subjektiv. Entscheidendes Kriterium ist dabei die Fallhöhe: Auch wenn hunderte "Flappy Bird"- oder "Candy Crush"-Klone in den AppStores dieser Welt garantiert schlechtere Spiele sind als alle genannten, dürfte die Enttäuschung und die Überraschung darüber nur mäßig ausgefallen sein. Wenn allerdings große oder zumindest im Vorfeld Großes versprechende Titel Bruchlandungen hinlegen, ist das zumindest eine Warnung für die weihnachtliche Geschenkesuche wert.

Von diesen Spielen sollten Sie auf jeden Fall die Finger lassen: die fünf grausamsten Games-Gurken des vergangenen Jahres.

Tony Hawk's Pro Skater 5 (PS3, PS4, XBO, Xbox 360)

Auch große Namen schützen nicht vor Bauchlandungen: Seit 1999 erfreut die Skateboard-Spieleserie mit dem großen Heroen im Titel ihre Fans, doch heuer gab es keinen Grund zum Enthusiasmus. Das Rezept des Verderbens: Bugs, maue Optik, schlechte Performance, monotones Gameplay, fades Leveldesign, kein Local-Multiplayer und lange Ladezeiten ließen "Tony Hawk’s Pro Skater 5" nicht nur bei den zahlreichen Fans der Reihe abstürzen.

Schon direkt bei Verkaufsstart sollte ein Patch, der größer war als das installierte Spiel (!), für Abhilfe sorgen, doch umsonst. Auch die Standard-Community sah das Spiel schlicht als "Katastrophe".

Foto: Tony Hawk's Pro Skater 5

The Flock (Windows)

Die Idee war gut, das Interesse war geweckt, und trotzdem war das originelle Konzept schon Tage nach dem groß angekündigten Launch wieder begraben: "The Flock" wollte als erstes Multiplayer-Spiel eine begrenzte Lebensdauer der Gameswelt selbst als Feature anbieten – nach 200 Millionen Spielertoden sollte das düstere Horror-FPS zu einem bombastischen Abschluss gelangen. Auch der GameStandard zeigte sich interessiert.

Sieht so aus, als wäre "The Flock" aber statt eines furiosen Finales viel eher Unsterblichkeit als Scheintoter beschieden – der Ticker-Countdown stand jedenfalls mangels Interesses schon kurz nach Release eines dummerweise wenig Spaß machenden Shooters still. Hier spricht der Entwickler offenherzig über sein gescheitertes Projekt.

Foto: The Flock

Afro Samurai 2: Revenge of Kuma Volume One (PS4, XBO, PC)

Das sieht man auch nicht alle Tage: Dass das im September veröffentlichte Beat’em up zur höchst populären Mangaserie "Afro Samurai" nicht unbedingt gelungen war, ist das eine; dass sich der Entwickler aber zwei Monate darauf sogar reumütig dazu gezwungen sah, das Spiel wegen katastrophaler Kritiken ganz aus den Online-Stores zu entfernen, ist ein kurioses Novum. Das unterdurchschnittliche Kampfspiel mit lauwarmem HipHop-Soundtrack und für Nicht-Auskenner maximal verwirrender Story sei schlicht bei Kritikern, aber vor allem bei den Spielern nicht angekommen.

Teil zwei und drei seien gestrichen, Käufer könnten ihr Geld zurückverlangen, meinte Steve Escalante, Chef des Entwicklers Versus Evil, in einem Interview zerknirscht. So viel Haltung würde man sich öfter wünschen.

Foto: Afro Samurai 2: Revenge of Kuma Volume One

Hatred (Windows)

Amoklauf als Spielprinzip, Unschuldige hinrichten, Feuergefechte mit der Poilzei: Provokation verkauft sich eben. Dass das kontrovers diskutierte Spiel der polnischen Entwickler jemals ein gutes Spiel werden würde, war dabei wohl ohnedies nicht relevant. Zur traditionell hitzig und emotional geführten Debatte über den verderblichen Einfluss von Gewalt in Videospielen – die man ja auch unaufgeregter führen könnte – gesellte sich als Gegenreaktion ein trotziges "jetzt erst recht" mancher Teile der Spielerschaft samt Zensurdebatte.

Für die Entwickler war die gezielte Provokation zumindest lukrativ; wer sich allerdings "aus Prinzip", Neugierde oder diebischer Freude am Verbotenen selbst "Hatred" aussetzte, wurde mit einem der uninspiriertesten und langweiligsten Spiele des Jahres konfrontiert. Dann lieber "Postal".

Foto: Hatred

Alone in the Dark: Illumination (Windows 19,99 Euro)

Die Horrorserie mit den Wurzeln in der fernen Games-Geschichte hat schon einiges mitgemacht. Bisheriger – und von vielen als ultimativ angesehener – Tiefpunkt war die Verfilmung des Stoffs durch den berüchtigten Trash-Regisseur Uwe Boll gewesen – einen IMDB-Score von 2,3 bekommt man auch nicht allzu oft zu Gesicht.

Leider erwies sich auch die spielerische Neuauflage der Serie im Jahr 2015 als kaum anspruchsvoller: "Eintönig, unfertig, kaputt", urteilte etwa die GameStar, und das zu Recht. Wenn auch das Flaggschiff der trockenen deutschen Fachpresse blumig wird, will das was heißen: "Alone in the Dark: Illumination ist in etwa das spielerische Äquivalent eines Tabasco-Einlaufs." Au weia.

Foto: Alone in the Dark: Illumination

Enttäuschungen

Dass übrigens auch passable oder gar gute Kritiken nicht vor Spielerenttäuschung schützen, bewiesen heuer etwa "Battlefield: Hardline" und "Evolve" – beide Spiele fuhren trotz wohlwollender bis mittelmäßiger Reviews vor allem bei User-Bewertungsportalen heftige Kritik ein. Auch AAA-Budgets in Sachen Grafik und Marketing sind längst kein Garant für besondere Qualität mehr – wie die ebenfalls wenig schmeichelhafte User-Schelte für das gehypte Grafikwunder "The Order: 1886" bewiesen hat. Und dass ein Hochglanztitel wie "Batman: Arkham Knight" wegen technischer Mängel der PC-Version gar ins Werk zurückgeholt wird, war auch keine Sternstunde des Gamings im laufenden Jahr.

Enttäuschungen sind, wie eingangs erwähnt, stets auch eine Frage der Fallhöhe. Was waren Ihre persönlichen Games-Niederlagen des Jahres? (Rainer Sigl)

Foto: Evolve