Bangui – In der Hoffnung auf eine Rückkehr zur Stabilität haben in der Zentralafrikanischen Republik am Mittwoch Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattgefunden. In einigen Wahllokalen in der Hauptstadt Bangui konnte der Urnengang erst verspätet starten, weil Wahlzettel fehlten. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon rief zu einer friedlichen Abstimmung in dem tief gespaltenen Land auf.

"Wir müssen heute das Schicksal des Landes ändern. Dieses Mal darf die Wahl des Volkes nicht verfälscht werden", sagte der Wähler Philippe Bodo bei der Stimmabgabe. Besonders im muslimischen Viertel PK-5, wo es in den vergangenen Wochen bei Angriffen mehrere Tote gegeben hatte, waren zahlreiche Blauhelmsoldaten und Polizisten zur Sicherung der Wahl im Einsatz. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, die Stimmung war lebhaft, aber entspannt.

"Ich wähle, weil ich Patriot bin, um das Land, die Krankenhäuser und selbst die Schulen wieder aufzubauen", sagte der 27-jährige Wähler Ousmann. "Wir werden einen guten Präsidenten für das Land wählen", sagte die junge Wählerin Lucie. Auch andere Wähler äußerten die Hoffnung, dass die Wahl dem schwach entwickelten Land nach Jahren des Bürgerkriegs die Rückkehr zu Stabilität und Ordnung erlauben werde.

Zentralafrika war nach dem Sturz von Präsident François Bozizé durch die muslimischen Séléka-Rebellen im März 2013 im Chaos versunken. Die Kämpfe zwischen rivalisierenden christlichen und muslimischen Milizen trieben hunderttausende Einwohner in die Flucht. Erst eine internationale Intervention unter Führung der früheren Kolonialmacht Frankreich beendete die Massaker und stellte die Ruhe weitgehend wieder her.

Ban forderte in einer Erklärung die Konfliktparteien in dem tief gespaltenen Land auf, alles zu tun, damit die Wahlen "friedlich und glaubhaft" ablaufen. Die etwa 11.000 Mann starke Uno-Mission (Minusca) werde für Sicherheit sorgen und versuchen, "jede Störung des Wahlprozesses" zu verhindern, erklärte Ban. Er mahnte zudem alle Verantwortlichen, etwaige Konflikte mit legalen und friedlichen Mitteln zu lösen.

Das Referendum über die neue Verfassung Mitte Dezember war von Gewalt überschattet worden. Wegen der andauernden Unsicherheit in mehreren Landesteilen wurde die Parlaments- und Präsidentenwahl mehrfach verschoben. Zuletzt wurde sie um drei Tage von Sonntag auf Mittwoch verlegt, um die Austeilung des Wahlmaterials in den entlegeneren Landesteilen und die Ausbildung von Wahlhelfern zu ermöglichen.

In der ersten Runde der Präsidentenwahl bewerben sich 30 Kandidaten. Drei Bewerbern werden gute Chancen zugerechnet: den beiden früheren Regierungschefs Anicet Georges Dologuélé und Martin Ziguélé sowie Abdoul Karim Meckassoua, der mehrmals ein Ministeramt innehatte. Expräsident Bozizé und sein Nachfolger Michel Djotodia dürfen ebenso wie Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza nicht antreten. Eine Stichwahl um das Präsidentenamt soll bei Bedarf am 31. Jänner stattfinden. (APA, 30.12.2015)