Rebecca Nelsen (Marsinah) in "Kismet" an der Volksoper.


Foto: Barbara Pálffy

Wien – "Baubles, bangles, hear how they jing, jinga-linga", sangen 1954 Peggy Lee und Frank Sinatra, dann Marlene Dietrich, Julie Andrews, Sarah Vaughan und viele andere. Die Nummer ist der buchstäblich glitzernde Höhepunkt von Kismet, der "Musical Arabian Night", die 1953 am Broadway uraufgeführt wurde und Alexander Borodin einen Preis für das beste Musical bei den Tony Awards einbrachte.

Dass der russische Komponist da bereits 67 Jahre tot war, war noch nicht das einzige Kuriosum. Das Erfolgsduo Robert Wright und George Forrest hatte sich nicht nur ausgiebig aus seinen Partituren bedient – unter anderem aus seiner Oper Fürst Igor, die ab März an der Volksoper Wien gezeigt wird. Wright und Forrest transplantierten seine Melodien mit messerscharfem Raffinement und amalgamierten sie in ihrer orientalischen Story, die im Jahr 1071 in Bagdad spielt, mit orientalischen Klischees und den Reizen der amerikanischen Unterhaltungsfabriken: Sie schufen damit eine kühne Globalisierungsmusik für die Basare der Kulturindustrie.

Alles ist blendend gearbeitet und dramaturgisch so mustergültig gebaut, dass das Stück dank Einheit von Ort, Zeit und Handlung beinahe auch den Maßstäben der klassischen Dramentheorie genügen würde: Innerhalb eines Tages treffen sich zwei Liebende – die Tochter eines mittellosen Dichters und kein Geringerer als der Kalif – und bekommen einander nach allerhand Unbill am Ende natürlich.

Im konzertanten Rahmen führte Volksopern-Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz mit gewohntem Humor und eloquenten Spitzfindigkeiten durch die Lovestory, die hier tatsächlich ziemlich amerikanisch klang: dank Star-Bariton Rod Gilfry als poetischem, kraftstrotzend-virilem Bärenaufbinder, dank einer brillant schmetternden Rebecca Nelsen als dessen Tochter Marsinah, des lyrisch-hellen Liebhabers Ben Connor und dessen bitterböser rechter Hand, des Wesirs, dem Stefan Cerny Schwärze und Verschlagenheit in allen Farben verlieh.

Vor allem aber sorgte Dirigent Joseph R. Olefirowicz mit viel Show und viel Aplomb beim hauseigenen Chor und dem brillant musizierenden Orchester für Tempo, Schmiss und einen pointierten, swingend durchpulsten Sound. Und wäre das Stück selbst nicht mehr als "baubles" – Tand -, so dann doch einer der glänzendsten Sorte. (Stefan Ender, 25.1.2016)