Ein Krankenhauspass erleichtert den Umgang mit Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt kommunizieren können.

Foto: Vorarlberger Landesregierung

Bregenz – Herausgerissen aus der gewohnten Umgebung, weg von den vertrauten Personen, kann ein Krankenhausaufenthalt für Menschen mit Kommunikationseinschränkungen zur großen Herausforderung werden. Ein achtseitiges Buch, der "Krankenhauspass", soll diesen Menschen die Tage im Krankenhaus angenehmer machen. Die besondere Datensammlung liefert den Pflegenden Informationen; über die Erklärungen in Symbolsprache können sich die Patientinnen und Patienten durch Daraufdeuten verständlich machen.

Auf den "Krankenhauspass" stieß Landtagsvizepräsidentin Gabriele Nussbaumer (VP) in Großbritannien. Die Präsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg sah in dem Leitfaden eine Möglichkeit, die Situation Behinderter in Krankenhäusern zu verbessern. Durch den Pass erfahre das Pflegepersonal Details zu Bedürfnissen und Eigenheiten der Patientinnen und Patienten und spare sich damit zeitaufwendiges Nachfragen bei Angehörigen, sagt Nussbaumer.

Angstfrei im Spital

Über den auffällig türkisfarbenen Pass werden Ess- und Schlafgewohnheiten, Eigenkompetenz, Vorlieben und Abneigungen vermittelt. "Man muss mich laut fragen, bevor man mich berührt", ist da zu lesen, oder: "Bei Schmerzen werde ich ganz still und schließe die Augen." Das Ziel: Pflegende sollen ihre Patientinnen und Patienten durch die speziellen Informationen besser verstehen, die Betreuten ihren Spitalsaufenthalt angstfrei erleben.

Fünf Sozialeinrichtungen, darunter Lebenshilfe und Caritas, probieren den "Krankenhauspass" 2016 in allen Vorarlberger Krankenhäusern aus. Ab 2017 soll er für Menschen mit schweren kognitiven Einschränkungen und Menschen, die sich in fremder Umgebung nur schwer mitteilen können, zum Standard werden. Verbesserung erwartet man sich durch die Beschreibungen, die von Angehörigen oder Vertrauenspersonen eingetragen werden, auch im Umgang mit Demenzkranken.

Pass soll Erleichterung, nicht Mehraufwand schaffen

Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (VP) und Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Krankenhausbetriebsgesellschaft, sind überzeugt, dass der neue Pass für das Pflegepersonal Erleichterung, nicht zusätzlichen Aufwand bedeutet. Fleisch: "Unser Personal wird die Zeit zum Lesen haben."

Zuletzt war die Landesregierung von der Opposition wegen Personalmangels an den Krankenhäusern kritisiert worden. SPÖ-Gesundheitssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger hatte am Montag auf viele Überstunden des Pflegepersonals wegen Unterbesetzung hingewiesen. Vorarlberg habe im Bundesländervergleich die wenigsten Pflegekräfte, kritisierte die Ärztin und forderte 100 weitere Stellen in den nächsten drei Jahren. Besonders für die Betreuung Demenzkranker fehle dem Personal die nötige Zeit. (Jutta Berger, 27.1.2016)