Genf/Bangui – Den Vereinten Nationen liegen Kindesmissbrauchs-Vorwürfe gegen Blauhelmsoldaten aus Frankreich, Georgien und einem weiteren, nicht genannten europäischen Land vor. Die mutmaßlichen Verbrechen – darunter Vergewaltigungen – seien 2014 in der Zentralafrikanischen Republik begangen worden und erst in den vergangenen Wochen ans Licht gekommen, teilten die UN am Freitag mit.

So habe ein siebenjähriges Mädchen ausgesagt, dass sie "als Gegenleistung für eine Wasserflasche und eine Tüte Kekse" sexuelle Handlungen an französischen Soldaten habe vollziehen müssen. Auch ein neunjähriger Junge habe von Missbrauch berichtet.

"Zu oft nicht geahndet"

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Raad Al Hussein, forderte "gründliche und dringende" Ermittlungen. "Viel zu oft werden diese Verbrechen nicht geahndet und die Täter genießen völlige Straffreiheit", erklärte er. Sein Sprecher kündigte die Veröffentlichung weiterer Einzelheiten an. Offenbar seien etwa zehn Kontingente von UN- und Nicht-UN-Soldaten in die Vorfälle verwickelt. Es sei offensichtlich, dass Kindesmissbrauch in der Zentralafrikanischen Republik weit verbreitet gewesen sei.

Die Europäische Union erklärte, sexuelle Gewalt werde nicht toleriert. Das georgische Verteidigungsministerium kündigte schnellstmögliche Ermittlungen an.

Schwere Versäumnisse

Im April war ein UN-Bericht an die Öffentlichkeit gelangt, in dem mindestens 13 französische Soldaten sowie zwei aus Äquatorialguinea und drei aus dem Tschad in Verbindung mit mutmaßlichem Kindesmissbrauch in der Zentralafrikanischen Republik gebracht wurden. Zum Zeitpunkt der Vorfälle von 2013 bis 2014 sollen sie nicht Teil der UN-Truppe gewesen sein. Mitte Dezember warf eine unabhängige Untersuchungskommission den Vereinten Nationen schwere Versäumnisse beim Umgang mit solchen Fällen vor. Unter anderem hätten zwei hochrangige UN-Mitarbeiter ihre Pflichten verletzt, weil sie den Vorwürfen nicht nachgegangen seien. (Reuters, 29.1.2016)