"Wien profitiert von der Zuwanderung und ist gut auf Wachstum vorbereitet", sagt Thomas Madreiter.

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Ein sicherer Job, eine Partnerschaft und ein Bankkredit für das Eigenheim. So beschreibt Thomas Madreiter beim zweiten Immobilienforum Wien, organisiert vom Management Circle, die Vorstellung der idealen Lebenssituation eines jungen Erwachsenen vor 50 Jahren. "Und dann hat man gehofft, den Job 25 Jahre lang zu behalten, damit man den Kredit auch abbezahlen kann", sagt der Chef der Wiener Stadtbaudirektion.

Heute ist alles anders. "Soziale Ansprüche und Haushaltsgrößen ändern sich, es findet ein demografischer Wandel statt." Es sei also nicht verwunderlich, dass auch in Wien servicierte und kleinteilige Wohnmodelle boomen. Doch hier habe die Stadt noch Aufholbedarf.

Das gilt auch für Wohnformen von jungen Wienern, die hauptsächlich mit den Öffis unterwegs sind. "Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Anteil der Jungen, die mit dem Auto in die Arbeit fahren, von 20 auf elf Prozent verringert", sagt Madreiter. Das wirke sich auch auf das Wohnen und den Immobilienmarkt aus. "Wir müssen neue Lebenskonzepte entwickeln und fördern, etwa Carsharing, und alte, wie die Stellplatzverpflichtung, überdenken".

Litschau, Wien, New York

Auch bei den Stadtentwicklern muss ein Sinneswandel stattfinden. Viele Planer und Architekten, so vermutet Madreiter, seien in einer schrumpfenden Stadt sozialisiert worden. "Sie denken städtebaulich an Litschau. Aber Wien braucht einen Konsens, bei dem die Mindestdichte irgendwo zwischen New York und Litschau liegt", so der Planungsdirektor.

Eine der größten Herausforderungen der städtebaulichen Zukunft liegt in der Zuwanderung. "Wer meint, es sei sinnvoll, unsere Stadt zu einer Festung zu machen, der irrt. Das bewirkt lediglich das Gegenteil von dem, was für unseren Wirtschaftsstandort gut und richtig ist", sagt Madreiter. In der Ostregion schlage das wirtschaftliche Herz des Landes, ein Viertel des Bruttoregionalprodukts werde in Wien erwirtschaftet. Und hier leben auch die meisten Menschen mit hohem Bildungsabschluss. Seit 2009 ist auch der Anteil der Uni- und FH-Absolventen unter den Zuwanderern von 38 auf 44 Prozent gestiegen. "Durch Zuwanderung qualifizieren wir uns hoch."

Bedarf an Arbeitsplätzen

Das Resultat des Wachstums ist auch ein steigender Bedarf an Arbeitsplätzen. Um diese zu gewährleisten, hält die Stadt Wien Betriebsgelände für Betriebe frei. "Wer glaubt, sich eine solche Fläche kaufen und dann auf Wohnnutzung umwidmen lassen zu können, hat Pech. Betriebsbaugebiet bleibt Betriebsbaugebiet", stellt Madreiter klar.

Man arbeite stetig daran, Industrie, Unternehmen und Forscher nach Wien zu holen, um die Stadt damit "gut auf die Zukunft vorzubereiten". (Bernadette Redl, 13.2.2016)