Landertshammer über den NQR: "Österreichische Abschlüsse werden im Ausland in ihrer Wertigkeit leichter verständlich."

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Durch den Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) aus Sicht der Wirtschaft erwartet sich Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik der Wirtschaftskammer (WKO), Vorteile bei internationalen Ausschreibungen, zudem erhalte der berufsbildende Bereich dadurch eine Aufwertung. Der NQR wurde am Mittwoch im Nationalrat beschlossen und vollzieht – "nach acht Jahren Kampf in Österreich" – den 2008 vorgelegten Europäischen Qualifikationsrahmen nach.

Das Ziel, das damit verfolgt wird ist, künftig alle Berufs- und Bildungsabschlüsse einem von acht Qualifikationsniveaus zuzuordnen und damit vergleichbar zu machen. Maßgeblich für die Zuordnung sind europaweit gültige "Niveaudeskriptoren".

Was kann er, was nicht?

Wie die akademischen Abschlüsse Bachelor, Master und PhD, die per Gesetz bereits den Niveaustufen sechs bis acht zugeordnet sind, sollen so auch andere Qualifikationen einem Niveau zugewiesen werden. "So steht beispielsweise die Meisterprüfung auf der Stufe sechs, wie der Bachelorabschluss". Ein Lehrabschluss soll laut Landertshammer auf der Stufe vier eingeordnet und damit einem AHS-Abschluss gleichgestellt werden. Die einzelnen Niveaus sollen auf den Zeugnissen stehen. "So wird klar, was jemand kann und was nicht."

Landertshammer erwartet sich dadurch Vorteile etwa bei internationalen Ausschreibungen, bei denen oft bestimmte Qualifikationen von Mitarbeitern verlangt werden. Österreichische Firmen würden derzeit oft aus formalen Gründen ausgeschieden, weil nicht akzeptiert werde, dass ein HTL-Absolvent ähnliche Qualifikationen wie ein Bachelor habe.

Der NQR könnte zudem die Mobilität erhöhen, denn "österreichische Abschlüsse werden im Ausland in ihrer Wertigkeit leichter verständlich." Ein weiteres Potenzial besteht für Landertshammer darin, das Image von Berufsabschlüssen aufzuwerten. "Bisher wurde eine Reihe von Qualifikationen in der Öffentlichkeit als eher als zweitrangig betrachtet." Die neue Vergleichbarkeit könnte eine Lehre wieder attraktiver machen.

Bessere Durchlässigkeit

Zwar wird durch eine Einordnung auf eine Stufe keine Berechtigung (etwa für den Besuch einer Fachhochschule oder Uni) vergeben, langfristig erwartet sich Landertshammer aber, dass sich die Durchlässigkeit im Bildungssystem erhöhe. "Da Wissen und Fertigkeiten dargestellt werden, egal aus welchem Bereich man kommt". Als Ziel nennt er, dass Bachelorabsolventen eine Meisterprüfung ablegen können oder ein Meister in ein Uni-Studium quer einsteigen kann. Auch dass nicht-formelle Qualifikationen – wie Lehrgänge oder Auslandsaufenthalte – anerkannt werden könnten, nennt Landertshammer als Pluspunkt.

Für die Einordnung der staatlichen Abschlüsse sei das jeweilige Ministerium zuständig, abseits entscheiden Gremien, deren Einrichtung durch das Gesetz beschlossen wurde: eine NQR-Koordinierungsstelle, ein NQR-Beirat und eine NQR-Steuerungsgruppe. (Lisa Breit, 24.2.2016)