Amtsinhaber Mahamadou Issoufou (oben) muss gegen den Oppositionskandidaten Hama Amadou (unten) in die Stichwahl um Nigers Präsidentenamt.

Foto: APA/AFP/Sanogo
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"Hat die Ceni endlich die Ergebnisse veröffentlicht?" Seit Dienstagabend war es das beherrschende Thema in Niamey, der Hauptstadt des Niger. Denn die Wahlkommission hat sich viel Zeit mit der Auszählung der Stimmen gelassen. Erst fünf Tage nach dem eigentlichen Wahltag – aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten mussten die Wahllokale teilweise am Montag noch einmal öffnen – heißt es nun: zweite Runde für Amtsinhaber Mahamadou Issoufou (48,4 Prozent) und Oppositionskandidat Hama Amadou (17,7 Prozent). Zuvor hatte es mehrfach überraschende Trends gegeben, die sich schnell wieder änderten und verlässliche Aussagen unmöglich machten.

Amadous Sympathisanten und Mitglieder der Moden-Fa Lumana Africa waren allerdings schon ab Freitagmittag in vorsichtiger Feierlaune. Immer mehr Kommunen waren ausgezählt, und der Präsident pendelte sich bei gut 47 Prozent ein – zu wenig für einen K.-o.-Sieg, auf den seine Anhängerschaft spekuliert hatte.

Ausgerechnet das war im Wahlkampf seine Taktik gewesen, aus der er keinen Hehl gemacht hatte. Vielen Menschen stieß sie bitter auf, ist es seit 1993 doch mit einer Ausnahme stets zu einer Stichwahl gekommen. Ein Sieg im ersten Urnengang weckt Misstrauen sowie das Gefühl, die Ergebnisse seien manipuliert worden.

Issoufous Herausforderer Amadou – er sitzt seit Mitte November im Gefängnis und wird des Kinderhandels beschuldigt – hat zwar nicht einmal jede fünfte Wählerstimme für sich verbuchen können. Jetzt verlässt er sich jedoch auf das Oppositionsbündnis Copa-2016. Deren Mitglieder hatten betont, im Falle einer Stichwahl hinter Is¬soufous Gegner stehen zu wollen. Es ist eine Allianz, die der Politologe Souley Adji durchaus für stark hält.

Doch im Niger heißt das nicht unbedingt etwas. Noch vor fünf Jahren paktierten die jetzigen Kontrahenten miteinander und sorgten dafür, dass Seini Oumarou verlor. Dieser will nun als Drittplatzierter (12,1 Prozent) 2016 hinter Amadou stehen. Deutlich macht das eines: Keiner der Spitzenkandidaten ist eine neue, unbekannte Größe in der politischen Szene. Je nach Freund- oder Feindschaft gehören sie stattdessen entweder der Regierung oder aber der Opposition an.

Klagen über Repressionen

Dabei hat der Niger wahrlich mehr Probleme, als politische Machtspiele zu lösen: Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen ist er Schlusslicht. Das Freedom-House-Barometer aus den USA bewertet den Staat aktuell als "teilweise frei". Damit wird das Land deutlich besser eingestuft als viele Staaten in Nord- und Zentralafrika. Doch Journalisten, Mitglieder der Zivilgesellschaft und Oppositionelle beklagen zunehmende Repressionen vonseiten des Staates.

Christopher Fomunyoh, Westafrika-Chef des National Democratic Institute (NDI) mit Sitz in Washington, sieht jedoch auch einen positiven Aspekt: Seiner Einschätzung nach ist der Niger weiterhin ein Garant für Stabilität in der Region. Dabei ist das 18 Millionen Einwohner zählende Land von Krisenstaaten wie Mali, Libyen und Nigeria umgeben. (Katrin Gänsler aus Niamey, 27.2.2016)