Des einen Freud, des anderen Leid. Während sich die Konsumenten in der Eurozone über um 0,2 Prozent auf Jahressicht gesunkene Verbraucherpreise freuen, wachsen die Sorgen in der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese versteht unter Preisstabilität nämlich eine jährliche Teuerung von knapp zwei Prozent – und dazu fehlen Welten. Die zu geringe Inflation nur auf den Ölpreisverfall zurückzuführen greift zu kurz. Der Preisauftrieb war schon vorher schwach, und die EZB hält bereits seit längerem mit unkonventionellen Maßnahmen dagegen. Allein die Erfolge lassen auf sich warten.

Experten rechnen nun damit, dass die Währungshüter im März neuerlich an den geldpolitischen Stellschrauben drehen werden. Höhere Strafzinsen für Einlagen von Banken stehen im Raum sowie eine Aufstockung der Anleihenkäufe von bereits stattlichen 60 Milliarden Euro im Monat. Allerdings lassen die Erfahrungen aus dem seit Jahrzehnten deflationsgeplagten Japan sowie die abnehmende Wirkung von höheren Dosierungen billigen Geldes erwarten, dass die Maßnahmen der EZB weitgehend ins Leere laufen.

Gelingen könnte allein eine vorübergehende Schwächung des Euro, was den Export anfachen und ein bisschen Inflation aus anderen Währungsräumen abzweigen sollte. Jedoch hat man auch dort noch kein Allheilmittel gegen den verheerenden Cocktail aus sehr geringem Wachstum und Inflationsraten nahe der Nulllinie gefunden. (Alexander Hahn, 29.2.2016)