Wohl zum ersten Mal spricht das US-Verteidigungsministerium über seine Teilnahme am "Cyberkrieg".

Foto: CC0/Public Domain https://pixabay.com/de/keyboard-tastatur-tasten-computer-943739

Bagdad/Washington – Die Gegner der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS, auch Daesh) blasen zum Angriff auf die letzte Hochburg der Jihadisten im Irak. Einheiten der Regierung in Bagdad sowie kurdische Kämpfer haben vor kurzem den Kampf in Mossul eröffnet. Unterstützt werden sie dabei von den USA.

Die US-Armee bestätigt dabei neben Luftschlägen auch den Einsatz elektronischer Kriegsführung gegen den IS. Abgesehen hat man es laut Verteidigungsminister Ashton Carter auf die Kommunikationsinfrastruktur der Stadt. Laut Ars Technica könnte es das erste Mal sein, dass man offen über den "Cyberkrieg" im Rahmen einer Militäroperation spricht.

IS soll Vertrauen in seine Netzwerke verlieren

Bisher hatten Offizielle stets über ein konventionelles Vorgehen gesprochen, nicht aber über Infiltration und Sabotage auf elektronischem Weg. Dass es das erste Mal ist, dass US-Streitkräfte den Krieg auch auf diese Art führen, gilt aber als unwahrscheinlich. Schon im Golfkrieg 1991 soll man die irakische Armee auch auf diesem Weg geschwächt haben. Und auch die Malware Stuxnet, die unter anderem in iranischen Atomanlagen Schaden anrichtete, steht im Verdacht, eine amerikanische Cyberwaffe zu sein.

Laut Carter will man die Befehlskette des IS auf diesem Weg unterbrechen und dazu beitragen, dass die Terroristen das "Vertrauen in ihre eigenen Netzwerke" verlieren, indem man sie per Überlastung zum Zusammenbruch bringt. Dadurch soll der IS es schwerer haben, seine Streitkräfte zu koordinieren, und Kontrolle über Bevölkerung und Wirtschaft einbüßen, zitiert ihn Defense One.

Keine Details

Von Vorteil dürfte sein, dass ein erheblicher Teil der irakischen Telekommunikationsinfrastruktur nach dem Zweiten Golfkrieg von den USA wiederaufgebaut wurde, erläutert Ars Technica. Die US-Armee ist laut dem Verteidigungsministerium in der Lage, aus der Luft Angriffe auszuführen, die die Kommunikation über Funk, Telefonie und drahtlose Internetverbindungen beeinträchtigt.

Auf die Preisgabe weiterer Details verzichtete Carter aus taktischen Gründen. "Wir wollen nicht, dass der Gegner weiß, wann, wo und wie wir unsere Cyberoperationen durchführen", so der Minister. "Wir wollen nicht, dass sie Informationen haben, die es ihnen erlauben, sich mit der Zeit anzupassen." Mossul gilt neben der syrischen Stadt Raqqa als wichtigster Standort des "Islamischen Staats".

Hackergruppen kämpfen gegen das "Cyberkalifat"

Im Internet und Darkweb läuft schon länger eine Auseinandersetzung zwischen Hackergruppen, die sich für oder gegen den IS engagieren. So hat Anonymous nach dem zweiten Pariser Anschlag die "Operation Paris" ausgerufen, um das "Cyberkalifat" der Terroristen online in die Schranken zu weisen.

Das umstrittene Kollektiv und auch andere Gruppen versuchen sich Zugang zur Onlinekommunikation der Jihadisten zu verschaffen und unterstützen auch Dienste wie Twitter durch die massenhafte Meldung von Social-Media-Profilen, die IS-Propaganda streuen. Nach eigenen Angaben vom Herbst konnte Anonymous die Löschung von mehr als 100.000 Twitter-Konten und 5.900 Videos und die Abschaltung von 150 IS-Webseiten erwirken. (gpi, 3.3.2016)