Obwohl die klassische Bewerbung mit Lebenslauf und Motivationsschreiben – zumindest in Österreich – noch überwiegt, werden Social-Media-Profile nur von wenigen Personalisten ignoriert. Deshalb gilt: Entscheidet man sich für ein Profil bei Linkedin, Xing oder einer anderen Jobplattform, sollte man die Infos unbedingt an den aktuellen Lebenslauf und das Motivationsschreiben anpassen. Unterschiedliche Infos sorgen in der HR-Abteilung nicht für Neugierde, sondern für Augenrollen und Bewerbungen landen dann häufig im Papierkorb, sagen mehrere Experten.

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Mehr als 400 Millionen Menschen weltweit nutzen bereits die Jobplattform Linkedin.
Foto: Robert Galbraith/Reuters

Während Xing ein vorrangig deutschsprachiges Businessnetzwerk ist – über 90 Prozent der Zugriffe kommen aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz – kommen die Nutzerinnen und Nutzer von Linkedin aus aller Welt. 2015 stiegen die Nutzerzahlen um 19 Prozent auf 414 Millionen – etwa 275.000 davon aus Österreich. Dabei will Linkedin mehr sein als eine reine Recruiting-Plattform, ähnlich wie bei Facebook können auch hier Inhalte geteilt werden – von Vorträgen über Fotos bis zu Nachrichten, man kann Gruppen beitreten und zum Geburtstag oder zur neuen Stelle gratulieren.

Um beim "Social Recruiting" von Unternehmen auf diesen Netzwerken zu punkten, genügt es aber nicht nur, sich proforma anzumelden, um dabei zu sein. Worauf Recruiter beim Profil auf Businessplattformen Wert legen ist teilweise aus Nutzer-Statistiken bekannt. Was sich darauf ablesen lässt:

  • Das richtige Foto
    Ein Foto sorgt laut Linkedin für 14-mal mehr Profilbesuche als ohne. Natürlich ist es dabei auch wichtig, was für ein Profilfoto mögliche Arbeitgeber begrüßt. Da muss mein kein Personalexperte sein um zu Wissen: Partyfotos oder Freizügigkeit sind tabu. Auf dem Bild sollte man allein zu sehen sein, es darf ruhig auch ein bisschen lockerer sein, als das klassische Bewerbungsfoto – Anzug und Krawatte oder Kostüm sind auf Linkedin nicht notwendig. Es kommt, wie bei allen anderen Tipps auch, vor allem auf die Branche an, für die man sich interessiert. Sucht man nach einem Job als Wirtschaftsprüfer wird man anders auftreten, als in kreativeren Branchen.
Auf Instagram top, bei Linkedin ein Flop: Selfies eignen sich nicht als Profilbilder.
Foto: Rafiq Maqbool
  • Überschrift
    Unter dem Namen – Spitznamen sind zu vermeiden – findet sich die so genannte Überschrift und ohne diese Zeile wird man es im Netzwerk schwer haben, gefunden zu werden. Eigentlich ist die Zeile für die Berufsbezeichnung, die Branche und den Ort gedacht. Ist die Bezeichnung des eigenen Jobs aber etwas sperrig, oder ist man aktuell auf Jobsuche, kann man auch kreativer sein und so seine Interessen und Stärken betonen. "Innovation Enthusiast" klingt zum Beispiel besser als Wirtschaftsinformatikerin, und so weiter.

  • Wer bin ich?
    Das Feld "Zusammenfassung" wird von vielen Nutzern ausgelassen. Dabei hat man hier Platz und Möglichkeit, sich genauer vorzustellen. Woher komme ich und wohin will ich? Was hat mich in meiner Ausbildung geprägt, für was interessiere ich mich abseits des Jobs? Für Arbeitgeber ist dies ein sehr aussagekräftiges Feld, in dem sie einen besseren Eindruck einer Person bekommen, als in einem simplen Lebenslauf. Auch hier gilt: Je nach Branche kann man die Zusammenfassung ruhig auch humorvoll gestalten.
    Um aufzufallen sollte man keinesfalls auf die richtigen Schlagwörter vergessen, die zum Berufswunsch oder der Branche passen. Das meist verwendete Wort in Profilen 2014 war übrigens "motivated", 2013 war "responsible" ganz vorne dabei, 2011 und 2012 "creative".

  • Skills, Skills, Skills
    Die eigenen Fähigkeiten können in einem eigenen Abschnitt angegeben – und von anderen bestätigt werden- das passiert angeblich zehn Millionen mal pro Tag und wird in allen Linkedin-Ratgebern empfohlen. Auch in diesem Punkt spricht das Feedback dafür, Fähigkeiten anzuführen: Mit den so genannten Skills kann man die Profilaufrufe um das 13-Fache steigern. Linkedin veröffentlicht jedes Jahr, welche Fähigkeiten am gefragtesten waren. 2015 mit diesem Ergebnis:
Welche Fähigkeiten 2015 auf Linkedin am gefragtesten waren.
Grafik: LinkedIn
  • Eine schöne URL
    Für einen professionellen Auftritt und wenn man auch in klassischen Bewerbungsunterlagen auf das Onlineprofil verweisen möchte, sollte man die vorgegebene URL verändern und damit auch dafür sorgen, dass man in Suchmaschinen leichter gefunden wird.

  • Je größer, desto besser, ...
    ... gilt für das Netzwerk. Nicht nur auf Suchmaschinen, sondern auch von Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und potenziellen Arbeitgebern soll man gefunden werden. Das heißt auf Linkedin möglichst viele Kontakte hinzufügen und die automatischen Vorschläge beachten. Diese ergeben sich beispielsweise aus der Hochschule, dem Unternehmen oder Wohnort. Ist man auf der Suche nach Menschen mit ähnlichen Interessen, wird man in den vielen unterschiedlichen Gruppen fündig, die es im Netzwerk gibt. Hier kann man sich Branchenspezifisch austauschen, aber auch Alltägliches findet Einzug.
Ist zwar gut möglich, dass ein Unternehmensvertreter gerade das Profil scannt, die angespannte Atmosphäre des Bewerbungsgespräches bekommt man im Onlinenetzwerk aber nicht zu spüren.
Foto: iStock
  • Ausführlich informieren
    Während man sich im Lebenslauf kurz und knapp hält, kann man bei Onlineprofilen umfassend informieren – das scrollen nervt die Lesenden nicht so sehr, wie zu viele Seiten beim CV. Also: Nicht nur die Stelle angeben, sondern auch etwas über die Aufgaben, Kollegen oder den Arbeitsalltag erzählen. Auch hier lautet die Devise "locker bleiben" und eher so schreiben, als erzähle man einem Bekannten von der ehemaligen Stelle und nicht dem HR-Boss in Anzug und Krawatte. Das Gleiche gilt übrigens für die Ausbildung: Auch hier ist genug Platz für Schwerpunkte und Erfahrungen.

  • Zeigen, was man kann
    Besonders für all jene, die auf Jobsuche sind, können Online-Karriereplattformen auch für Arbeitsproben genützt werden. Videos, Bilder, Dokumente oder Links zu externen Seiten können hochgeladen werden – am besten in der Zusammenfassung, im Abschnitt zu Ausbildung oder Arbeitserfahrung. Auch in den Statusmeldungen kann man Artikel oder Dokumente teilen, die man entweder selber verfasst hat, oder die einem gefallen und Interesse unterstreichen.
Obwohl mit der neuen Timeline ähnlich wie auf Facebook Inhalte geteilt werden können und die Plattform viele Schritte in Richtung Nutzer-Austausch getan hat, bleibt eines zentral: Die Jobsuche.
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  • Auf die Suche
    Am meisten verwendet wird im Businessnetzwerk – no na – die Stellensuche. Auf Grund der Profilinfos erhält man automatisch Vorschläge, bis zu zehn verschiedene Jobsuchen können aber auch gespeichert werden und mit dem wöchentlichen Reminder für Suchergebnisse kann man via Mail up-to-date bleiben.

  • Interessenten kennen
    Was auf Facebook wahrscheinlich zu Dramen führen würde, ist auf Linkedin selbstverständlich: Mit "Who viewed your profile" wissen Nutzer, wer sich das Profil angesehen hat. Das Vernetzen und die Jobsuche soll dadurch leichter werden. Im Auge zu behalten wer die eigene Seite so besucht, kann also nicht schaden. (11.3.2016)