Wie kommen Uni-Absolventen am Arbeitsmarkt an? Bekommt man im Publizistikstudium genauso die richtigen Werkzeuge mit auf den Weg wie im BWL-Studium? Wie gelingt der Einstieg in die Unternehmenswelt? Die beiden Rektoren der größten Wiener Unis – Edeltraud Hanappi-Egger von der Wirtschaftsuni und Heinz Engl von der Uni Wien – sehen ihre Absolventen trotz zunehmender Konkurrenz von FH- oder Privatuniabsolventen als gut gerüstet.

Zwei Rektoren sind sich einig: Heinz Engl (Uni Wien) und Edeltraud Hanappi-Egger (Wirtschaftsuni Wien) erachten ihre Absolventen als gut gerüstet für den Jobmarkt.
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Aufgrund des breiten Studienangebots an der Uni Wien fasse man Employability natürlich breit, sagt Heinz Engl. WU-Rektorin Hanappi-Egger stimmt zu: "Wir verkaufen keine Produkte, sondern bieten der Gesellschaft ausgebildete Personen, die dem universitären Bildungsanspruch hoffentlich Genüge tun."

Mit dem Shuttlebus zum ersten Job

Mit der Langen Nacht der Unternehmen bieten die beiden Hochschulen die Möglichkeit, Unternehmensluft zu schnuppern: Am 17. März werden 16 Shuttlebusse etwa 1000 Studierende und Absolventen mit möglichen Arbeitgebern zusammenbringen – für die verschiedenen Arbeitsbereiche gibt es unterschiedliche "Lines", die zu jeweils zwei Unternehmen fahren. Für die beiden Rektoren ist der neue Event, bei dem insgesamt 32 Unternehmen die Türen öffnen, eine "nette Gelegenheit, den Spirit der Unternehmenswelt kennenzulernen."

Abgrenzung von FHs

Dass Kooperationen bei gegenseitigem Verständnis – Stichwort Autonomie und Zweckfreiheit – Jahrzehnte dauern können, markiere einen wesentlichen Unterschied zu den FHs, sind sich Engl und Hanappi-Egger einig. In der Debatte um die Auslagerung universitärer Studien in die FHs verschließe man die Augen, das Wort "Auslagerung" gefalle ihr schon nicht, es täusche darüber hinweg, dass die beiden Bildungseinrichtungen völlig unterschiedliche Profile hätten, sagt Hanappi-Egger. Auch finanziell könne sich das nicht ausgehen, denn die Studienplätze an FHs sind viel teurer.

Die Debatte um eine Auslagerung von Fächern verschließe die Augen davor, dass Unis und FHs verschieden seien und unterschiedliche Ziele verfolgen, sagt Edeltraud Hanappi-Egger.
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Andere Konkurrenten sind die Privatunis: Den zunehmenden Ausbau sehen die Rektoren als "bedenklich" an, bei vielen Angeboten vermissen sie Qualitätskontrolle. Am Arbeitsmarkt zähle glücklicherweise, wo und bei wem man seinen Abschluss gemacht habe – ihre Institutionen stünden dort sehr gut da.

Interesse im Mittelpunkt

Die grundlegenden Unterschiede zwischen FHs und Unis müsse man auch den Interessenten klarmachen. "Bei einer FH braucht man ein relativ klares Bild, was man später machen will", sagt Engl. Mit einem Studium an der Uni stünden hingegen viele Möglichkeiten offen. Er selbst habe als angehender Student noch nicht gewusst, was er später einmal machen möchte. Auch heute müsse es bei der Entscheidung Jobaussicht versus Interesse immer um Letzteres gehen – "alle Studien bedürfen vielen Einsatzes und Engagements, ohne Interesse schafft man das nicht", sagt Engl.

Mathematiker Heinz Engl wusste zu Studienbeginn noch nicht, in welchem Beruf er später einmal landen würde. Auch heute sei bei einem Studium vor allem das Interesse zentral.
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Natürlich schade es nicht, ein Auge auf die Berufsaussichten zu haben. Die Vergangenheit habe aber gezeigt, dass Prognosen nicht möglich seien. Paradebeispiel: Orientalistik – früher Orchideenfach und heute sehr gefragt.

Aus den bereits begrenzten Studien wisse man, dass Aufnahmeprüfungen für eine bewusste Auseinandersetzung mit dem künftigen Fachbereich sorgen. Flächendeckenden Zugangsbeschränkungen können beide Rektoren deswegen einiges abgewinnen, auch wenn sie es nicht so benennen wollen. "Ich würde es als qualifizierte Interessenbekundung beschreiben", sagt Hanappi-Egger.

Kurze Jobsuche

Mit dem Abschluss in der Tasche würden Absolventen jedenfalls nicht lange auf einen Job warten, sagt Engl. "Die Dauer der Suche ist dabei unabhängig vom Studium." Auch Hanappi-Egger ist guter Dinge, an der WU sei man ohnehin näher an den Arbeitgebern, was helfe.

Die Beziehung zwischen Unis und Unternehmen sei immer ein Spannungsverhältnis, sagen beide Rektoren. Am 17. März können Studierende und Absolventen mit dem Shuttlebus vom Hörsaal in die Unternehmen fahren.

Akademiker sind tatsächlich die Gruppe, die am wenigsten von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Aktuell steigt die Arbeitslosigkeit aber stark: Im Jänner waren laut AMS 23.810 Akademiker arbeitslos gemeldet, 17 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Von Unis wird häufig auch nicht erfragt, wo die Absolventen genau landen. Ein Job im Callcenter kann etwa nur kaum als erfolgreiche Employability gelten.

Engl und Hanappi-Egger bleiben aber ruhig. Die erhöhten Zahlen würden sich durch die Flüchtlinge erklären, die Suche der eigenen Absolventen dauere eine "vernünftige Zeit", sagt Engl. (12.3.2016)