London – Die myanmarische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi soll sich darüber empört haben, von einer Muslimin interviewt worden zu sein. Niemand habe ihr gesagt, dass sie von einer muslimischen Journalistin interviewt würde, sagte Suu Kyi nach einem Interview durch die pakistanisch-britische BBC-Moderatorin Mishal Husain im Jahr 2013.

Dies berichtete ein Biograph in einem Artikel für die britische Zeitung "The Independent". In dem am Freitag auf der Website des "Independent" erschienenen Artikel schreibt Peter Popham, der kürzlich eine Biographie über die langjährige Oppositionsführerin Suu Kyi veröffentlichte, die BBC-Journalistin habe die Politikerin auf die Gewalt gegen Angehörige der muslimischen Minderheit in Myanmar angesprochen. Husain habe mehrmals nach der Situation der Rohingya gefragt, die in dem mehrheitlich buddhistischen Land systematisch Diskriminierungen ausgesetzt sind.

"Angst auf beiden Seiten"

Suu Kyi wies in dem Interview die These einer "ethnischen Säuberung" zurück. Sie räumte zwar Angriffe auf Muslime ein, fügte aber hinzu, dass es auch Gewalt gegen Buddhisten gegeben habe. "Die Angst herrscht auf beiden Seiten", sagte sie damals. Laut Popham beklagte sich die Politikerin nach dem Interview abseits der Kamera: "Niemand hat mir gesagt, dass ich von einer Muslimin interviewt werde."

In Myanmar leben etwa 1,3 Millionen muslimische Rohingya. Sie gelten in dem südostasiatischen Land nicht als Staatsbürger und sind damit staatenlos. Die meisten Rohingya leben im westlichen Bundesstaat Rakhine. Mehr als 100.000 von ihnen leben seit einer Welle der Gewalt zwischen Muslimen und Buddhisten 2012 in Vertriebenencamps.

Suu Kyi wurde mehrmals dafür kritisiert, über die Situation der Rohingya zu schweigen. Die langjährige Oppositionspolitikern hatte wegen ihrer Kritik an der Militärjunta in ihrem Land viele Jahre unter Hausarrest gestanden. Inzwischen wird Myanmar von einer zivilen Regierung geführt. Ein Vertrauter Suu Kyis, Htian Kyaw, wurde kürzlich zum Präsidenten gewählt. Suu Kyi soll Außenministerin werden. (APA, 26.3.2016)