Ihr Image ist denkbar schlecht. Gürtel mit Gucci- oder sonst einem Logo gelten als vulgär bis einfallslos. Wer solch protziges Bling-Bling nötig hat und nicht im Hip-Hop-Business unterwegs ist, muss schon ganz schön arm dran sein: überdimensioniertes Logo, breite Schnalle, so was tragen nur noch TV-Millionäre zu strassbesetzten Totenkopf-T-Shirts. Oder Harley-Fahrer zu Bauch und Bart, so die landläufige Meinung. Und mit denen will nun wirklich niemand modisch in Verbindung gebracht werden.

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Foto: Ap/ Luca Bruno

Kurz und gut: Der Angebergürtel gilt in einer Zeit, in der sich keiner mehr so recht auf irgendetwas festlegen mag, als überkommenes Überbleibsel.

Neuerdings aber wird das Statement in Höhe des Hosenbundes nicht mehr nur den RTL2-Millionären und den raubeinigen Republikanern überlassen. George Bush stieg bekanntlich nur in seine Jeans, wenn sie oben herum von einem Westerngürtel mit polierter Schnalle gehalten wurde.

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Foto: Reuters/ Suzanne Plunkett

Jetzt sind auch die Trendsetter wieder mit dabei und halten ihre Hosen mit Westerngürteln und mit Logos fest. Die momentan wohl angesagtesten Buchstabenkürzel am Hosenbund: das alleinstehende H, das doppelte G und das verschlungene C. Ein bisschen erscheinen sie wie ein Gegenentwurf zu den schlichten Kimonogürteln und Kordeln, die derzeit so dezent wie unauffällig um Oberteile und Kleider geschlungen werden.

Wäre auf die Dauer ja ziemlich langweilig, wenn in der Mode Understatement und Bescheidenheit das Zepter übernehmen würden. Das scheinen sich immer mehr Modemenschen zu sagen.

Veronika Heilbrunner jedenfalls, die immer sehr genau weiß, was gerade so angesagt ist, hat am letzten Wochenende zum Ostereiersuchen das "Doppel-G" von Gucci durch ihren Hosenbund gezogen. Die stets stilsichere Pandora Sykes kauft mit dem Gucci-Gürtel Cornflakes im Supermarkt ein. Und das Model Alessandra Ambrosio hält sich beim Shoppen und Flanieren am liebsten am H von Hermès fest.

Merke: Der Protzgürtel sieht eigentlich am besten aus, wenn er ganz unaufgeregt seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen kann. (Anne Feldkamp, 30.3.2016)