In Brüssel sichern Polizei und Militär die Zufahrtsstraßen zum Flughafen.

Foto: AFP/Thys

Brüssel/Wien – Belgien war am Dienstag wieder dort, wo man schon am Donnerstag war: Man fahndet wieder – oder noch immer – nach dem "Mann mit dem Hut", nachdem die Sicherheitsbehörden den Verdächtigen Fayçal C. am Montagabend ohne Auflagen freilassen mussten, weil er ein belastbares Alibi habe und daher doch nicht der dritte Flughafenattentäter sein dürfte.

Diese Entscheidung sorgt für Kritik. So bedauerte der Bürgermeister von Brüssel, Yvan Mayeur, die Freilassung des 30-Jährigen: C. sei jedenfalls ein Unruhestifter und habe wahrscheinlich Jihadisten angeworben, sagte Mayeur im Radiosender France Inter. Auch wenn C. nicht wegen einer direkten Verwicklung in die Anschläge festgehalten werden konnte, hätte er doch wegen anderer Tatbestände in Haft bleiben sollen, sagte Mayeur. "Der Mann hat Flüchtlinge aufgewiegelt und sich mit Vertretern von Hilfsorganisationen geprügelt", berichtete der Bürgermeister von Ereignissen in einem provisorischen Flüchtlingslager im Herbst in der belgischen Hauptstadt. Schon damals habe er, Mayeur, die Staatsanwaltschaft aufgefordert einzugreifen – allerdings vergeblich.

Zahlreichen Festnahmen nach Razzien

Auch in zahlreichen Medienberichten und Kommentaren ist dieser Tage von einem "Totalversagen" von Polizei, Staatsanwaltschaft und Geheimdiensten die Rede. Tatsächlich aber kam es in den vergangenen Tagen zu zahlreichen Festnahmen nach Razzien – so auch am Montagabend laut Meldungen der Nachrichtenagentur Belga in der westflämischen Stadt Kortrijk nahe der Grenze zu Frankreich. Bisher hatten sich die Polizeiaktionen auf Brüssel und die Hauptstadtregion beschränkt.

Wie die Polizei versichert, habe man nun etliche mutmaßliche Akteure und Mitwisser in Haft, die mit den Anschlägen in Paris vom 13. November und denen in Brüssel vergangene Woche in Zusammenhang stehen. Die Identität des "Mannes mit Hut", der zusammen mit zwei bei den Bombenexplosionen am Flughafen ums Leben gekommenen Attentätern auf dem Video einer Überwachungskamera zu sehen ist, war aber bis Dienstagabend nach wie vor unbekannt.

Provisorium am Airport

Der Flughafen Zaventem könnte noch im Laufe dieser Woche zumindest teilweise wieder geöffnet werden: Nach einem Testlauf für ein neues Verfahren zur Abfertigung von Passagieren am Dienstag könnte ein Teil des Flughafens "frühestens ab Mittwoch" – so eine Airport-Sprecherin – wieder in Betrieb gehen. Die Abflughalle, in der sich die Explosionen ereigneten, sei davon natürlich ausgenommen. Vielmehr soll diese durch eine behelfsmäßige Konstruktion umgangen werden. Bei dem Test am Dienstag ging es vor allem um persönliche Sicherheit und Feuerschutz sowie Gepäckabfertigung und Effizienz der Beschilderung.

Zunächst erhalten gemäß Airportbetreiber nur einige wenige Flüge von Brussels Airlines, einer Lufthansa-Tochter, eine Starterlaubnis. Sobald die Kapazität technisch und logistisch hochgefahren werden könne, könnten auch andere Fluggesellschaften ihre Flugpläne einreichen.

Im und um das Bundesparlamentsgebäude in Brüssel wurden die Sicherheitsmaßnahmen am Dienstag intensiviert, allerdings bei gleichbleibender Sicherheitsstufe, wie eine Sprecherin mitteilte. Das öffentliche Leben blieb noch recht ruhig, viele Brüsseler verbrachten die Osterurlaubstage außerhalb der Stadt. (red, 29.3.2016)