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Der Prinz und die Herzogin bringen ein Blumenopfer am historischen Banganga-Wasserreservoir in Mumbai.

Foto: REUTERS/Punit Paranjape/Pool

Neu Delhi / Dubai – Selbst die hohen Keilabsätze konnten sie nicht stoppen. Kaum in der indischen Metropole Mumbai angekommen, ließ es sich die Herzogin von Cambridge nicht nehmen, selbst den Kricketschläger zu schwingen und mit Slumkindern zu spielen. Immerhin ist Indien kricketverrückt. Auch modisch erwies die 34-jährige Kate den Gastgebern ihre Ehrerbietung und trug ein pink-grünes Tageskleid der indischen Designerin Anita Dongre.

Die königliche Charmeoffensive kommt gut an in Indien. Erstmals besuchen Prinz William und seine Frau Kate die mit 1,2 Milliarden Einwohnern zweitgrößte Nation der Welt. Eine Woche hat das Paar eingeplant, die Stationen in Mumbai, Delhi, Assam, Agra sowie dem benachbarten Himalaya-Staat Bhutan umfasst. Während sie in Mumbai der Todesopfer der Terrorattacke von 2008 gedachten, sollten sie am Dienstag in Delhi mit Regierungschef Narendra Modi speisen.

Seine Frau wollte schon immer nach Indien, schmeichelte William. Das hört man gerne in Indien. Die Reise zielt darauf, die Bande zu festigen oder, wie manche Inder sogar meinen, "ein neues Kapitel in den Beziehungen aufzuschlagen". Obwohl 7000 Kilometer voneinander entfernt, teilen beide Länder eine gemeinsame und durchaus schwierige Vergangenheit: Bis 1947 war Indien britische Kronkolonie und dem britischen Königshaus unterstellt. Oder wie es Prinz William etwas beschönigend ausdrückte: "Meine Familie hat eine lange und stolze Verbindung mit Indien."

Modernes Großbritannien

Bis heute sprechen Indiens Ober- und Teile der Mittelschicht Englisch, Großbritannien beherbergt eine große indische Diaspora. Aber die britische Kolonialherrschaft hat auch Wunden hinterlassen. Das wissen Kate und William. Sie geben sich als Botschafter eines modernen Großbritanniens, das nicht mehr mit kolonialer Arroganz auftritt, sondern auf Augenhöhe um Indiens Freundschaft wirbt. "So bescheiden" seien die beiden, staunte Indiens Kricketidol Sachin Tendulkar nach einem Treffen.

Für Prinz William dürfte es auch eine emotionale Reise sein. Am Samstag werden "Will-Kat", wie Indiens Medien sie nach Brangelina-Vorbild nennen, auf den Spuren von Prinzessin Diana wandeln und das berühmte Taj Mahal besichtigen, das der Großmogul Shah Jahan einst für seine große Liebe Mumtaz Mahal bauen ließ. 24 Jahre ist es her, dass Williams 1997 verstorbene Mutter Diana Indien besuchte. Das Foto, wie sie kurz vor dem Valentinstag einsam auf einer Marmorbank vor dem Monument der Liebe sitzt, ging um die Welt und offenbarte den Riss in ihrer Ehe. Prinz Charles war in Bangalore und hatte sie nicht begleitet. Die Bank wird bis heute "Lady Dis Sitz" genannt.

Der Vergleich mit ihrer Schwiegermutter wird Kate auch in Indien begleiten. "Wie die verstorbene Prinzessin bei ihrem Besuch 1992 aussah, hat sich in unser Gedächtnis gebrannt", sagt Designer Rahul Mishra. Wie Diana steht Kate im Zentrum des Blitzlichtgewitters. Die Herzogin schlägt sich aber nicht nur beim Kricket so gut, dass einige spekulieren, sie könne Diana die "Krone stehlen". (Christine Möllhoff, 11.4.2016)