Die Initiative sieht vor, dass "immer mindestens zwei Kinder oder zwei Erwachsene anwesend sind, wenn trainiert wird."

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Salzburg – In diesen Tagen erhalten alle Salzburger Sportvereine Post vom Land, die ein heikles Thema anspricht: sexuelle Übergriffe im Sport. Mit Plakaten, Workshops und Vorträgen sollen Kinder, Eltern, Vereine und Trainer für das Thema sensibilisiert werden. Es gehe darum, hinzuschauen und früh Signale zu erkennen, begründete Sportlandesrätin Martina Berthold (Grüne) am Dienstag das Präventionsprogramm.

"Wir wollen offensiv, aber nicht übertrieben informieren", sagte Landessportdirektor Walter Pfaller bei dem Pressegespräch. Die rund 1.400 Vereine sollen an ihren Trainingsstandorten die Plakate mit einem "Ethikkodex" für die sportliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufhängen. Darin bekennen sich die Vereine zu einer wertschätzenden und gewaltfreien Atmosphäre, Kommunikationsregeln, zu einem Sechs-Augen-Prinzip beim Training und zur Vermeidung von Berührungen in der "Badehosen- oder Badeanzugzone". So sollen immer mindestens zwei Kinder oder zwei Erwachsene anwesend sein, wenn trainiert wird. "Wenn es transparente Regeln gibt, ist es für betroffene Kinder und Jugendliche einfacher, das Thema anzusprechen", ist die Psychologin und Trainerin Chris Karl überzeugt.

Nicht von null auf 100

Der Sport sei für potenzielle Täter deshalb interessant, weil hier die körperliche Berührung toleriert sei. Die Opfer wüssten oft gar nicht, dass sie als Opfer auserkoren wären, beschrieb Karl die oft jahrelang dauernde Annäherung. "Die Täter beginnen nicht von Null auf 100", sagte Karl. Es sei ein schleichender Prozess, bei dem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werde. "Rund 75 Prozent der Täter kommen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis", nannte die Psychologin Zahlen. Darum wäre es für die Betroffenen auch so schwierig, darüber zu sprechen.

Teil des Programms sind Workshops in Schulklassen, bei denen das Thema besprochen wird. Dabei benennen die Kinder beispielsweise eine Vertrauensperson, der sie heikle oder peinliche Dinge erzählen würden. Auch für die Vereine und Verbände sind Fortbildungsseminare vorgesehen. "In jeder Einrichtung gibt es einen Feuerlöscher und einen Brandschutzwart", sagte die Salzburger Mädchenbeauftragte Teresa Lugstein: "Auch für mögliche sexuelle Übergriffe braucht es klare Ansprechpartner." Zahlen, wie viele Kinder und Jugendliche beim Sport von Übergriffen betroffen sind, gibt es nicht. (APA, red, 12.4.2016)