Umfrage unter Personalern beim Jahresforum der Personalwirtschaft in Rust: Dass klare oder gar einheitliche Bilder der Organisationsform, des Unternehmens der Zukunft, unterwegs wären, ist eine falsche Annahme: Niemand sagt, er sei "sicher gelandet", die überwiegende Mehrheit wähnt sich zwar "voller Ideen, aber eigentlich in Unklarheit".

Foto: iStock

Transformation ist derzeit wohl eines der am häufigsten benutzten Worte im Geschäftsleben. Auch beim Jahresforum der Personalwirtschaft "Power of People" am Donnerstag und Freitag in Rust.

Challenge accepted

Da ist bei Gastgeberin Romy Faisst (Business Circle) allerdings weit mehr passiert, als bloß Buzzwords herumzuschmeißen oder "todsichere" Zukunftsszenarien zu projizieren oder "verstaubte", strikte Konzernorganisationen mit dem angeblichen Gegenbild der "coolen", total demokratischen Start-ups zu vergleichen. Konkret die Antwort der rund 180 Personalverantwortlichen auf die Frage nach ihrem Maß an Angst vor der "Future-Organization": "Ich nehme die Herausforderung an." Dass klare oder gar einheitliche Bilder der Organisationsform, des Unternehmens der Zukunft, unterwegs wären, ist eine falsche Annahme: Niemand sagt, er sei "sicher gelandet", die überwiegende Mehrheit wähnt sich zwar "voller Ideen, aber eigentlich in Unklarheit".

Was anzieht

Kein Wunder, ist ja auch nicht von einem neuen, stabilen und statischen Gebilde die Rede, wie die Podiumsgäste in Rust betonten und so ein recht heterogenes Bild des Wandels und der jeweiligen Bedürfnisse zeichneten. Sie alle fühlen sich übrigens von der "Future-Organization", beschlagwortet als digital und grenzenlos, basierend auf neuem Miteinander, auf Kokreation und Kollaboration, getragen von Menschen, die viel mehr Selbstständigkeit, Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit haben, "highly attracted".

Angst als Motor

"Das Problem ist gesamtgesellschaftlich ja das Nichtengagement", dies sei kein Phänomen in Unternehmen allein, sagt Tech-Unternehmer Julian Teicke. Wer das Warum kenne und die professionelle Maske ablege, der arbeite nun einmal am besten. Dass es bei allen Arten der Transformation um viel Angst gehe, blieb unbestritten. Manche meinen, es gehe darum, als Führungskraft mutig voranzuschreiten. Andere setzen auf Diversität zwecks Entängstigung in puncto Öffnung. Kapsch-BusinessCom-Vorstand Jochen Borenich etwa berichtet vom Recruiting eines gescheiterten Start-up-Unternehmers oder eben von Nichttechnikern, um das Miteinander auf neue Ebenen zu heben.

Der Status quo: Niemand kann sich hinstellen und den Zieleinlauf genau beschreiben, alle beginnen zu gehen und reagieren entweder auf die großen Treiber oder agieren in Richtung erwarteter Entwicklungen.

Disruption verstehen

Die Treiber benennt Reinhold Karner, Multiunternehmer im Software/IT-Bereich, Berater und Mitglied in einer Reiher internationaler Thinktanks: digitale Transformation, die Material- und Gentechnologie, die demografische Kurve in Richtung Überalterung (in Europa) und die weiter fortschreitende Globalisierung. Wer zur Kenntnis nehme, dass der weltgrößte Taxiunternehmer Uber selbst keine Taxis habe, habe die "Disruption" verstanden.

Hinsichtlich der großen Angst des Verschwindens von Menschen aus dem Arbeitsprozess zugunsten der Robotisierung fordert er "steuernde Maßnahmen" vonseiten der Politik ein. Betreffs der Unklarheit über die künftig gefragten Kompetenzen plädiert er für eine möglichst breite Ausbildung. Und was ist wichtig in Umbruchzeiten? "Bleiben Sie lernfähig und neugierig, umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie treiben, bleiben Sie fit, und sehen Sie Chancen." (kbau, 15.4.2016)