Gesangseinlagen in unvorteilhaftem Gemütszustand: Nadja Maleh ist in "Placebo" aber auch ohne rote Nase ziemlich lustig.

Foto: Karl Schöndorfer

Linz – Unter Placebo kann man viel verstehen. Etwa mittels Vorratsdatenspeicherung Terroranschläge zu verhindern. Placeboeffekt bedeutet: Glaube an die Heilung. Allein, bei obigem Beispiel fehlt kritischen Menschen der Glaube.

Korrekt übersetzt aus dem Lateinischen heißt Placebo: "Ich werde gefallen." Das kann auch für die Wiener Kabarettistin Nadja Maleh gelten, die ihr fünftes Soloprogramm Placebo nennt. Darin definiert sie den Begriff ziemlich weit: nämlich als unüberprüfte Glaubensmuster, die den Menschen seit frühester Kindheit mittels diverser Sprichwörter eingetrichtert werden.

Aber warum bloß wirken die wirkstofffreien Scheinmedikamente? Macht der Kopf, was man will oder was von ihm erwartet wird? Zur Beantwortung dieser Fragen schlüpft Maleh, wie schon in früheren Programmen, in unterschiedliche Rollen, denen gemeinsam ist, dass ihr Geistes- und Gemütszustand sie nicht unbedingt in vorteilhaftem Licht erscheinen lassen. Etwa die Kindergartentante Melanie, für die Naivität keine Entschuldigung für ihre unendliche politische Dummheit sein kann. Österreicher haben in dieser Wahnwelt weiße Blutkörperchen, Indianer natürlich rote.

Das Persiflieren ist Malehs Metier, da gibt es noch den Streetworker aus dem Wiener Ghetto, Dragan, die Sprachinstitutsleiterin Leyla, die "Entertetrainerin" Ramöna und die seltsame Frau Professor Huber, die immerhin weiß, dass Sprichwörter wie Placeboeffekte sind: "Wenn es regnet, wird man nass!"

Die Sketchparade lockert Maleh mit Gesangseinlagen auf. Eine Celine singt in pseudofranzösischem Akzent über "Alte Liebe". Das Plus von Maleh sind ihre große gesangliche und musikalische Variabilität und die komischen Texte, die oft den gelernten Österreicher (mit und ohne Migrationshintergrund) schön treffend als ewigen Grantler zeigen. Die abwechslungsreiche Musik zwischen Jodelfolklore, New Age und Rap stammt von Matthias Bauer, Mario Berger und Bernd Alfanz. (Gerhard Dorfi, 22.4.2016)