Sieht aus wie der J300, der Kawasaki J125.

Foto: Kawasaki

Kein Wunder, die Änderungen gegenüber dem großen Bruder betreffen vorwiegend den Motor.

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Also kommt der J125 wie auch der 300 im Grunde vom Kymco.

Foto: Gianluca Wallisch

Viel Komfort bietet der Dämpfer im Sattel, wenn es darum geht, dass er offen bleibt. Größer ist allerdings der Nachteil, dass der Sitzpolster nicht wirklich weit aufgeht.

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Die Armaturen sind gerade für die Klasse der 125er-Scooter überkomplett.

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Wir kennen das ja nicht nur vom Putin, der sich auf ein Schammerl stellt und nur von unten filmen lässt, damit er größer wirkt, als er ist. Aus der Tierwelt kennt man das Theater doch auch. Und mit dem Eroberungszug der 125er-Motorräder begeisterten sich für den Trick auch die Zweiradhersteller. Wohl nicht, weil sie wollten, dass ihre Radln schlechter gehen, als sie aussehen, sondern vielmehr, weil es die Kunden anscheinend mögen, wenn man zwei- bis fünfmal hinschauen muss, um zu wissen ob da ein 50erl, eine 125er oder eine fette Tausender auf einen zukommt.

Tradition mit Geschichte

Lieblingsbeispiel gefällig? Die Red Rose von Aprilia. Beim schnellen Hinschauen ging das Moped als Cruiser durch. Erst wenn sie blau rauchend, moskitoartig summend im Schneckentempo auf dich zukam, wusstest du, dass sich 50 Kubikzentimeter Brennraum abmühen, einen Krapfen zu beschleunigen.

Yamaha sprang erst mit der nackerten YBR und der crossigen WR125R auf den Zug auf, um den Sack mit der MT-125 und der supersportlichen YZF-R 125 zuzumachen. Bei der Suzuki Van Van waren die Reifen dicker als der Kolben, und natürlich war sich auch KTM sicher, dass in dem Segment Stückzahlen zu machen sind – siehe 125er-Duke und RC 125.

Von Kymco zu Kawa

Kawasaki mischte in dem Spiel genauso mit wie Honda. Und jetzt spielt ihnen dieses Faible der Kunden auch noch in die Hand. Denn nun machen es sich die Techniker recht einfach, nehmen noch einmal den Kymco-Roller Downtown her, den sie ja schon, nach kleinen Retuschen und mit dem Kawasaki-Logo versehen, als J300 verkauft haben, und machen einen 125er-Scooter daraus.

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Der 125er-Kunde – oder sagen wir Code-111-Führerscheinbesitzer – hat jetzt also die Gelegenheit, einen feinen Großroller ganz legal zu fahren – mit all den Vor- und Nachteilen, die daraus resultieren. Die Nachteile sind schnell aufgezählt: Der J125 ist größer und schwerer als seine Konkurrenten und dadurch weniger wendig. Gerade im Stadtgebiet, wo er meistens bewegt wird, merkt man das.

Stark genug für die Stadt

Der 14 PS starke Einzylinder hat seine liebe Mühe mit dem Riesenroller. Ab einem Hunderter wird die Geschichte regelrecht zach. Aber die meisten Autos hält der J125 an der Ampel trotzdem noch in Schach, und darum geht es ja. Wenn wir jetzt noch bedenken, dass so ein ordentlich ausgestatteter Roller auch ordentlich Geld kostet, sind wir auch schon beim letzten Nachteil des J125: 4.899 Euro verlangt Kawasaki. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass Piaggio den Medley um weniger als 3.000 Euro verkauft, Honda den PCX125 um 3.190 Euro. Andererseits kostet der ebenfalls auf dicke Hose machende Honda Forza 125 stolze 5.290 Euro, eine Vespa GTS 125 Super Sport gar 5.699.

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Kein Vorteil ohne Nachteil also? Nun ja, das könnte man auch meinen, wenn man den Stauraum des großen Rollers mit dem kleinen Motor anschaut. Unter der Sitzbank ist lediglich Platz für einen Integralhelm und ein paar Papierln. Die Sitzbank lässt sich nicht komplett öffnen, weil Kawasaki einen Dämpfer einbaut, um den Komfort zu verbessern. Dafür ist das Abteil unterm Hinten auch beleuchtet, wenn der Sitzdeckel offen ist. Ein Handschuhfach gibt es auch, in dem sich sogar ein 12-Volt-Anschluss versteckt. Also kommod ja, Platz eher nicht so.

Sportlich und mächtig

Dafür spielen Fahrwerk und Bremsen eindeutig in der Topliga. Obwohl das gerade nicht der wichtigste Punkt in der Kaufentscheidung für so einen Roller sein dürfte. Wichtig ist, dass er fett dasteht. Und das tut er wie kein anderer. (Guido Gluschitsch, 4.5.2016)