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Der T-800 Roboter aus dem Film "Terminator Genisys".

Foto: AP / Paramount Pictures

Eigentlich hätte der "Tag des Jüngsten Gerichts" am 29. August 1997 stattfinden sollen. Eine für Militärzwecke eingesetzte künstliche Intelligenz namens Skynet sollte zu Bewusstsein kommen und an diesem Tag Atombomben regnen lassen, um sich gegen ihre Abschaltung zu wehren.

Die Folge: "nuklearer Holocaust" und ein jahrzehntelanger Krieg der verbliebenen menschlichen "Résistance" gegen eine Übermacht emotionsloser Killermaschinen.

Die Geschichten um die Zeitreisen von als Menschen getarnten Maschinen in eine vorapokalyptische Gegenwart werden in der "Terminator"-Filmreihe erzählt, die mit einem erfolgreichen B-Movie im Jahr 1984 – Karrierekatapult für Arnold Schwarzenegger – startete und mit dem flachen Verwirrspiel "Terminator Genisys" 2015 ihr bislang letztes Zeichen von sich gab.

Mit Skynet hat die Menschheit in der Filmfiktion ihren ultimativen Antagonisten selbst geschaffen, aus Fahrlässigkeit, weil sie der Technik immer mehr Kontrolle überschrieb. Das Apokalypsejahr 1997 stammt aus "Terminator 2: Judgment Day" (1991), spätere Fortsetzungen schieben den Untergang vor sich her.

Als um den 21. April 2011 – ein Apokalypsetag aus der Serie "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" – beim Onlineanbieter Amazon die Clouddienste crashen, waren die Foren voll von Skynet-Scherzen über einen Aufstand der Maschinen. Skynet ist längst zum Running Gag geworden, zu einem nerdigen Referenzpunkt für jede Computerintelligenz, die der Kontrolle der Menschen entgleitet.

Selbstverschuldeter Untergang

"Terminator" hat ab den 1980er-Jahren die Angst vor der Technik, die sich gegen den Menschen richtet, in der Populärkultur verankert. 1984, als der erste Film erschien, war gerade die Zeit der Heimcomputer angebrochen – zwei Jahre zuvor war der omnipräsente Commodore 64 vorgestellt worden.

Es wuchs eine neue technikaffine Generation heran, für die Programmieren keine weltfremde Angelegenheit mehr war. Die Welt war noch in Ost und West gespalten, der Kalte Krieg sollte noch andauern.

Vor diesem Hintergrund werden in "Terminator" comichaft und plakativ alte und neue Technikängste verknüpft, indem Atomkrieg und künstliche Intelligenz in einem Szenario vereint werden. Man könnte deuten, dass der Film einen Übergang in der Vorstellung, wie die Menschen ihren selbstverschuldeten Untergang bewerkstelligen könnten, markiert. Auf die Bombe folgt der Computer, der seine Erschaffer unterjocht.

Diese Angst, dass die Menschheit durch eine selbsterschaffene Intelligenz den Kürzeren ziehen könnte, spiegelt sich in literarischen und Filmfiktionen in vielfältiger Weise. Schon 1968 brachte der berühmte HAL 9000 in "2001: Odyssee im Weltraum" seine Kollegen um die Ecke, weil sie aus seiner Sicht der Mission zum Jupiter im Weg standen.

In virtuelle Realität verbannt

Eine der reichweitenstärksten Technikdystopien war wohl "Matrix" von 1999. In dem durchaus philosophisch grundierten Film – Platons Höhlengleichnis lässt grüßen – haben Maschinen die Menschen in eine virtuelle Realität verbannt, um sie ruhigzustellen und ihre Körper inzwischen zur Energiegewinnung zu nutzen. Es braucht erst einen "Auserwählten", der erkennt, dass die erfahrene Realität nicht real ist.

Die Technikängste kristallisieren sich aber nicht in zerstörerischen Supermaschinen, sondern – und die Übergänge sind fließend – auch in der Unterwanderung der menschlichen Gesellschaft in Form unverzichtbarer Hilfeleister, die zur Abhängigkeit zwingen. In Bezug auf eine gegenwärtige technologische Praxis hat sich E. M. Forsters Erzählung "The Machine Stops" (1909) als prophetisch erwiesen.

Darin lebt eine postapokalyptische Menschengesellschaft im Untergrund, abhängig von einer Maschine, die alle versorgt, aber gottgleiche Verehrung einfordert. Die isoliert lebenden Menschen haben vergessen, dass sie selbst die Maschine gebaut hatten.

Sie sind damit beschäftigt, technologisch vermittelt – Chats und Videokonferenzen werden in dem Text vorweggenommen – endlos über ihre Ideen zu diskutieren. Diese Art der Gesellschaft endet erst, als die Maschine ihren Dienst einstellt. (Alois Pumhösel, 11.5.2016)