Flüchtlingshilfe kann verdammt schön und köstlich sein: das neue Habibi & Hawara in der Wipplingerstraße.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Es gibt Schnitzel und Schawarma, Beinschinken und Tabouleh, Baba Ganoush und Saibling aus Mariazell – und zwar alles gemeinsam.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Es gibt Schnitzel und Schawarma, Beinschinken und Tabouleh, Baba Ganoush und Saibling aus Mariazell – und zwar alles gemeinsam (siehe Bild): Wer im Habibi und Hawara isst, bekommt ganze Batterien an Vor-, Haupt- und Nachspeisen, an heimischen und orientalischen Köstlichkeiten, und zwar so lange, bis er Halt sagt. Das kostet dann 19,90 Euro (Kinder zahlen die Hälfte) und ist gefälligst von jedem zu entrichten, der am Tisch sitzt.

Nur mitnaschen und nix zahlen ist an so einem Ort, wo sich Initiatoren, Helfer und Investoren selbstlos einbringen, um das gemeinsame Ganze statt des individuellen Gewinns voranzutreiben, nämlich noch unmöglicher als sonst, schon gar weil der Preis ohnehin großzügigst kalkuliert ist: So viel, so tolles, handgemachtes Essen wird man sonst wo in der Stadt mit Sicherheit nirgends bekommen, in bester Innenstadtlage schon gar nicht, für einen guten Zweck noch weniger.

Habibi & Hawara ist nicht nur ein prachtvolles Lokal mit herausragender Küche geworden, es lässt einen auch wieder ein wenig daran glauben, dass das Gute am Schluss doch irgendwie die Oberhand behalten kann, selbst bei übelriechendem Gegenwind. Flüchtlingen mit Asylstatus wird hier von privater Seite die Möglichkeit geboten, in Küche und Service mitzuarbeiten und wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen.

Geschäftsführer und Küchenchef sind einstweilen Österreicher, das soll sich aber so schnell wie möglich ändern: Der Plan ist, das Lokal in ein paar Jahren jenem Mitarbeiter zu übergeben, der seine Sache am überzeugendsten macht. Derzeit arbeiten acht Flüchtlinge in der Küche und bis zu acht im Service.

Die Küchencrew wurde in David Kreytenbergs wunderbarem Lokal Die Liebe ausgebildet, den Küchenchef macht mit Michael Winkler ein Mann, der bei Plachutta und Figlmüller gestählt wurde.

Die Servicecrew durfte durch Bernd Schlachers Schule im Motto am Fluss gehen, die Initiatoren – neben Kreytenberg vor allem die PR-Spezialistin Katha Schinkinger und der Biobauer, Gastronom und Unternehmer Martin Rohla (Stadtflucht Bergmühle) – haben Investoren wie Christian Konrad, den "Groszer Wein"-Macher Matthias Krön oder die Schuhfamilie Mayer-Heinisch aufgetrieben, der Standort ist jener des vormaligen Fadinger" an der Wipplingerstraße.

Gutes schmeckt

Großzügigkeit ist neben der Idee, die Fähigkeiten von Flüchtlingen zum Wohl aller zu nutzen, auch beim Essen das bestimmende Motiv. Einstweilen kann es noch ein bissl dauern, bis die Platten mit vielerlei Köstlichkeiten den Weg zu den Tischen finden, dann aber kann man hier großartig in neuen wie auch vertrauten Geschmäckern schwelgen.

Fantastisches Schawarma etwa, gegrilltes Hendl mit Kräutern und Sauergemüse in Fladenbrot gewickelt. Oder zart zimtige Kibbeh, torpedoförmige knusprig frittierte Teigtaschen mit Fleischfüllung; Hummus von einer Köstlichkeit, wie man sie am Naschmarkt nie findet, Hendlschnitzel, von denen sich dasselbe sagen lässt.

Aber auch den rauchig cremigen Melanzanigatsch Baba Ganoush, minziges Tabouleh, Fleischbällchen in einer großartigen Joghurtsauce oder ein arg aussehendes Ragout aus Hendl und Kräutern, in dem sich Kardamom auf köstliche Weise in den Vordergrund drängen darf.

Hinterher gibt es Kaiserschmarrn und Baklava, beides handgemacht. Die Hoffnung lebt also – und sie schmeckt großartig. Man sollte aber reservieren, um sie zu kosten: Das Lokal wird, wie nicht anders zu erwarten, seit dem ersten Moment gestürmt. (Severin Corti, RONDO, 13.5.2016)