Der Schutzpatron der Wiener Küche

Foto: istock

"Innereien!" lautet die eindeutige Antwort auf die Frage, was den Kollegen zur Wiener Küche als erstes einfällt. Tatsächlich, die Speisekarten Wiener Beisln sind innereienlastiger als in anderen Städten, es gibt kaum ein Organ, das nicht zu einer köstlichen Speise verarbeitet werden kann.

Vor allem ist die Wiener Küche aber ein Spiegel seiner ehemaligen Position als Zentrum einer Vielvölkermonarchie. Böhmen, Mähren, Ungarn – sie alle haben ihre unauslöschlichen kulinarischen Spuren hinterlassen. Risibisi, Gulasch, Topfengolatschen, Strudel, Knödel – alles keine gebürtigen Wiener, sondern quasi "Zuagraste".

A Gulasch und a Seidl Bier – die perfekte Kombination.
PerryRussow88

Schnitzel, Schnitzi, Schnitzchen

Wenn die Wiener Küche einen Vorstandsvorsitzenden hätte, dann wäre dieser das Schnitzel. Es ist zwar in sich ein Klischee, aber eines das stimmt. Welches Gefühl ist damit vergleichbar, in ein zart knuspriges, hauchdünnes, perfekt gebratenes Schnitzel zu schneiden, der Duft nach Schmalz und Zitrone steigt auf, dazu ein frischer, perfekt abgeschmeckter Erdäpfel-Vogerl-Salat und ein Glas kalten Gemischten Satz. Das Paradies scheint in diesen Momenten greifbar nahe.

Wobei das Schnitzel als Gesprächsthema auch für erhitzte Diskussionen sorgen kann: Ist Kalbfleisch obligatorisch, oder darf es auch vom Schwein sein? Isst man Salat, Reis oder Pommes dazu? Preiselbeeren, Zitrone oder gar Ketchup? Den Absonderlichkeiten der Beilagen sind keine Grenzen gesetzt. Oder wie es schon im "Sound of Music" heißt: "Schnitzel with noodles and crisp applestrudel".

Mehlspeisen – ein schönes Wort

Wie glücklich kann man sich auch schätzen, in einem Land zu leben, das Nachspeisen zu Hauptspeisen deklariert. Glücklicherweise hält die Wiener Küche einige Vorzeigeexemplare bereit – Kaiserschmarren, Palatschinken, Powidltascherl, Nougatknödel. Die jeweils besten gab es meistens als Kind daheim bei der Oma, aber man hat schließlich ein Leben lang Zeit, seinem persönlichen Ideal der Süßspeisen nachzueifern.

Sind Sie ein Freund der Wiener Küche?

Was verbinden Sie mit der Wiener Küche? Welches Gericht kann nicht oft genug gegessen werden? Gibt es ein altes Familienrezept, um das sich Legenden ranken? Welche Schnitzelvariante kommt auf Ihren Teller und mit welchen Beilagen? Innereien – bitte nicht oder ja, unbedingt? Können Sie diese These bestätigen: es gibt kein schlechtes Gericht, das auf "-erl" endet? (aan, 11.5.2016)