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Je länger Onlinedebatten dauern, desto eher wird Hitler erwähnt.

Foto: AP/Balk

Vor mehr als 20 Jahren, als das Internet also noch weit von der Einführung von Facebook, Reddit und Co entfernt war, formulierte der Autor und Rechtsanwalt Mike Godwin eine Hypothese über Onlinediskussionen. Je länger Debatten im Netz dauerten, desto wahrscheinlicher sei es, dass jemand einen anderen Teilnehmer mit den Nazis oder Adolf Hitler vergleiche. Godwin sei das schon in den 1980er-Jahren aufgefallen, als er sich in Usenet-Foren herumtrieb. Das Gefühl, dass Godwin richtig liegt, hatten viele Nutzer schon lange. Jetzt wurde seine Behauptung aber erstmals mit Statistiken untermauert.

Je länger die Diskussion ist, desto eher kommt Hitler vor

Ein Datenjournalist namens CuriousGnu hat mehr als 4,6 Millionen Kommentare auf Reddit analysiert und nach Schlagworten wie "Hitler" und "Nazi" durchsucht. Und tatsächlich: 78 Prozent der Diskussionen, bei denen es mehr als 1.000 Wortmeldungen gab, erwähnten das NS-Regime in irgendeiner Form. CuriousGnu schränkte zwar ein, dass es sich um keine streng wissenschaftliche, sondern "lediglich" eine datengestützte Untersuchung handelte, dennoch kann deren Ergebnis als Beleg für Godwin's Law gesehen werden.

Relativierung und Eskalation

Godwin selbst erklärte gegenüber NPR, dass die meisten Hitler-Vergleiche "aus Verzweiflung" erfolgten. "Es gibt die Tendenz, online zu eskalieren", sagte der Autor, der seine These erstmals 1994 in "Wired" präsentierte. Problematisch daran sei nicht nur, dass meist die Verbrechen des NS-Regimes relativiert würden, sondern auch, dass eine Versachlichung der Diskussion durch die Vergleiche unmöglich werde. (fsc, 12.5.2016)