Jamala entschied den Song Contest für sich.

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Auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz schreibt auf Twitter von "Politinszenierung"

Am Ende waren es 534 Punkte für die Ukraine. Das bedeutete den Sieg für Sängerin Jamala und ihr Lied "1944". Damit gewann sie den 61. Song Contest in Stockholm. Es war der zweite Sieg für die Ukraine in 13 Jahren Teilnahme am Song Contest.

Am zweiten Platz der eurovisionären Veranstaltung landete das europaferne Australien, was Unsicherheiten bezüglich Austria und Australien künftig noch verstärken dürfte. Sängerin Dami Im holte mit ihrer Ballade "Sound Of Silence" 511 Punkte für Down Under, den dritten Platz belegte das im Vorfeld schon als eines der Favoritenländer gehandelte Russland. Sergej Lasarew versammelte 491 Punkte für seinen Song "You are the only One".

Österreich am 13. Platz

Der Österreichische Beitrag "Loin d’ici" von Zoë landete auf dem 13. Platz, in der Publikumswertung gar auf Platz acht, was, so oder so, alle Buchmacher abstrafte, die der Österreicherin kaum Chancen einrechneten. Im Ergebnis des Abends spiegelte sich einmal mehr die Weltpolitik wieder. "1944" von Jamala bezieht sich auf das Jahr, in dem hunderttausende Krimtataren auf Befehl Stalins deportiert wurden, darunter die Urgroßmutter der Interpretin.

Der Präsident dankt

Im russischen Fernsehen wurde der Beitrag hingegen als persönliche Geschichte der Familie der Sängerin dargestellt oder als Statement zur Flüchtlingsdebatte Europas interpretiert. "Ja! Unglaubliche Leistung und Sieg. Alle Ukrainer bedanken sich herzlich bei Dir, Jamala!", twitterte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach Jamalas Sieg.

Wiewohl der Song Contest nach wie vor als künstlerisch wertlos eingeschätzt wird, erfreut er sich immer größeren Interesses. Ein Indiz dafür war der Pausenauftritt des US-amerikanischen Stars Justin Timberlake. Er nutzte die Aufmerksamkeit mehrerer hundert Millionen Fernsehzuseher, um Werbung für seinen neuen Song "Can't Stop The Feeling" zu machen.

Schließlich genießt der Song Contest neben Europa auch im mittlerweile teilnehmenden Australien, in den USA und China erhebliche Sympathien.

Größter Marktplatz

Es gibt keine andere Musikveranstaltung auf der Welt, mit der ein größeres Publikum erreicht werden kann. Das wird künftig die Ausrichtung des Bewerbs wohl noch stärker beeinflussen. Für das Gastgeberland Schweden erreichte Frans mit "If I Were Sorry" den fünften Platz, Schlusslicht in Schweden wurde Deutschland. Jamie-Lee fuhr für ihr Lied "Ghost" bescheidene elf Punkte ein. Das wird Europa bei der Fußball-EM büßen. (Karl Fluch, 15.5.2016)