People Watching am Donaukanal funktioniert hier gut, während man auf seinen Burger wartet.

Foto: Christina Karagiannis

Wer den Köchen gern über die Schulter oder, besser gesagt, ins Fenster schaut, kann das hier tun.

Foto: Christina Karagiannis

Sitzt man an einem wettertechnisch akzeptablen Frühlingstag am Wiener Donaukanal gegenüber dem Badeschiff, stellt sich einem jedes Jahr aufs Neue die Frage: Warum wirkt hier alles – höflich formuliert – so abgewohnt? Vergleichbare Attribute, die unter anderem von der Tischbegleitung kamen, werden an dieser Stelle lieber verschwiegen. Menschen, die nicht Festival-erprobt sind, sollten die Sanitäreinrichtungen von vornherein lieber meiden, vergeht einem doch ansonsten schnell die Lust auf Kulinarisches.

Obwohl sich hier jedes Jahr ein Pop-up-Restaurant ans nächste reiht (heuer unter anderen neu: Zum gschupften Ferdl, Chaya Fuera), bleibt der Stil immer der gleiche: Ein paar verwitterte Bretter zu einer Holzhütte gezimmert, Christbaum-Lamperln aufgehängt und einen Hipster-Kellner hinter die Bar gestellt – fertig ist das Pop-up-Lokal. Der einzige Trost ist das kulinarische Angebot, das vom Shabby Chic ablenkt und Glückshormone freisetzt.

Never change a running system

Eines der Donaukanal-Pop-ups wird seit drei Jahren von dem irischstämmigen Gastronomen Brian Patton betrieben – seit vergangenem Jahr mit Spitzenkoch Peter Zinter an seiner Seite. Nachdem das Team um Pattons Gastrogruppe (Charlie P's, The Brickmakers) 2015 am Donaukanal Tacos servierte, ist man heuer wieder zu den Wurzeln zurückgekehrt. Mit It's All About The Meat Baby hat Patton bereits 2013 Buns and Pattys am Wasser verkauft. Nach Pulled Pork 2014 ("Big Smoke") und mexikanischen Tacos 2015 ("Slow Tacos") gibt es nun also wieder Burger.

Aber nicht irgendwelche Burger. 170 Gramm feinstes irisches Rindfleisch (aus drei Teilen des Rindes faschiert) bilden die Grundlage für die drei zur Auswahl stehenden Meat-Burger. Der klassische Cheesburger, dessen Fleisch medium rare gebraten unglaublich saftig ist, wird mit selbstgemachtem Relish und würzigem Cheddar serviert. Auf Wunsch gibt es Speck und Jalapenos dazu. Die Demi-Brioche-Buns, die von Ströck-Feierabend-Patissier Pierre Reboul entwickelt wurden, schmiegen sich perfekt an das Fleisch und geben gut nach, nimmt man den Burger in die Hand. Ebenfalls köstlich schmeckt der Burger mit eingelegten Zwiebeln und Spiegelei. Für Fleischverweigerer gibt es Fischburger mit Heilbutt-Patty und einen ganz Vegetarischen mit Laberl aus Portobello-Pilzen. Gar nicht fad.

"The egg mess and the twin onions" heißt dieser saftige Burger mit Spiegelei und eingelegten Zwiebeln. Beim Frittieren der Fries hat man es etwas zu gut gemeint.
Foto: Alex Stranig

Triglyceride-Party

Weniger erfreulich sind die hausgemachten Fries, die – vielleicht aufgrund der angepriesenen Dreifachfrittierung – richtig fett sind. Also nichts für Menschen mit kritischen Blutfettwerten. Nachdem bei Frittierfett geklotzt wird, ist man beim Salz hingegen sparsam. Gut, dass es da noch das selbst gemachte Ketchup gibt, das wirklich herrlich schmeckt. Verwirrung herrschte bei einigen Gästen, die nachmittags wieder Kehrt machten, als sie erfuhren, dass die Küche erst wieder am Abend aufsperrt. Am Wochenende gibt es zwischen 15 und 17 Uhr nämlich nur Flüssiges. Schade eigentlich! (Alex Stranig, 17.5.2016)