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Killerroboter sind längst keine Science-Fiction mehr

Foto:AP/Brinon

Interne Dokumente geben Einblick in die Pläne des Pentagon

Die letzte Entscheidung über Leben und Tod darf nicht in die "Hände" von Maschinen gelegt werden – das verkünden fast alle westlichen Regierungen, UN-Komitees wie Experten unisono. Doch hinter den Kulissen wird, was zu erwarten war, schon mit Hochdruck an autonomen Killerrobotern geforscht. Die renommierte Insurge Intelligence-Recherchegruppe hat nun interne Dokumente des US-Militärs analysiert. Sie zeigen, dass schon in 15 Jahren Kriegsroboter patrouillieren könnten, die für ihre Entscheidungsfindungen auch auf Social Media-Inhalte zugreifen können.

Big Data für Kampfroboter

Mit der Entwicklung von intelligenten Robotern, die für militärische Zwecke eingesetzt werden, ist die "Human Systems Community of Interest" (HSCOI) des Pentagon, der unter anderem Experten von Armee, Navy und Air Force wie Forscher von DARPA angehören. Die Gruppe beschäftigt sich parallel mit Cyberkriegsführung und Big Data-Analysen für militärische Zwecke. Diese Themenbereiche könnten mit der "auf sozialen Faktoren beruhenden Gefahrenanalyse" verbunden werden. Offen zugängliche Daten, also etwa Facebook- oder Twitter-Beiträge, sollen zur Evaluierung einer "Gefahr" herangezogen werden.

Echtzeit

Das Ziel ist laut Insurge Intelligence, in Echtzeit durch Social Media "potenzielle Bedrohungen" und ihre Netzwerke zu identifizieren. Kampfroboter könnten diese Personen eigenständig auswählen. Das Pentagon überlegt, das Verbot einer Auslagerung auf Maschinen zu umgehen, indem es Roboter entwickelt, die "wie Menschen" agieren. Teams von verschiedenen autonomen Waffen sollen "sich selbst organisieren und zusammenarbeiten". Wissenschafter wie Paul Scharre, der selbst für das Pentagon gearbeitet hat, halten solche Pläne für Irrsinn. Er warnt vor "katastrophalen Konsequenzen", sollten ganze Bataillone von autonomen Waffen gleichzeitig Fehler begehen.

"Grusliger als jeder Horrorfilm"

Die deutsche Aktivistin Anke Domscheit-Berg schreibt über die veröffentlichten Dokumente, dass schon "ein mißglückter Witz, ein unglückliches Foto auf Instagram" zu einer "Todesstrafe ohne Gerichtsverhandlung" führen könnten. Die Pläne des Pentagons seien "gruseliger als jeder Horrorfilm." (fsc, 5.6.2016)