Zinédine Zidane holte als Real-Spieler und -Trainer die Champions League.

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Selbst für einen wie Zinédine Zidane sind die Mechanismen des Fußballs nicht außer Kraft gesetzt. Weshalb der 43-jährige Franzose, hätte Real Madrid das Mailänder Finale der Champions League gegen Atlético Madrid verloren, nach nur fünf Monaten als Cheftrainer der Königlichen wohl erledigt gewesen wäre. Eine titellose Saison ist für den spanischen Rekordmeister nicht akzeptabel. Schon wurde FC Sevillas Erfolgscoach Unai Emery als Nachfolger gehandelt.

Cristiano Ronaldo, der gegen Atlético schlecht gespielt, aber im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch verwertet hat, war dem vor. Und Zidane ist der erst siebente Fußballheros, der die wichtigste Klubtrophäe des europäischen Fußballs sowohl als Spieler (2002 mit Real) als auch als Trainer gewonnen hat.

Als Trainer ähnlich legendär wie als Spieler zu werden, wird Zidane schwerfallen. Der in das Marseiller Problemviertel La Castellane hineingeborene Sohn algerischer Einwanderer war dreimal Weltfußballer, führte Frankreichs Équipe Tricolore zum Titel bei der Heimweltmeisterschaft 1998 und zwei Jahre später in Belgien und den Niederlanden zur Europameisterschaft. Mehr als all die extraordinären Erfolge, die Meisterschaften und Weltpokale mit Juventus Turin und Real, blieb aber die dem Endzweck verpflichtete Brillanz und kraftvolle Eleganz seines Spiels in Erinnerung. Filmisch festgehalten wurde sie 2006 in den 90 Minuten von Zidane – Ein Porträt im 21. Jahrhundert, einer faszinierende Hommage an Zizou. Und in Erinnerung blieb der mit Rot geahndete Kopfstoß gegen den italienischen Provokateur Marco Materazzi in der Verlängerung des Berliner WM-Finales 2006, das die Franzosen schließlich verloren.

"Zidane wird lieber angespielt als angesprochen", schrieb einmal das Hamburger Abendblatt über den privat zurückhaltenden Superstar, der auf dem Platz oft um Beherrschung rang und dabei gar nicht selten verlor.

Als Trainer setzt der vierfache Vater auf eher familiären Stil, über die Machtbalance innerhalb einer Mannschaft von Superstars hat er als Teil der sogenannten Galaktischen von Real alles gelernt. Dafür, dass der Name Zidane im Fußball noch lange klingt, könnten die vier Söhne von Zizou und dessen spanischer Ehefrau Veronique Fernandez sorgen. Enzo (21), Luca (18), Theo (13) und Elyas (10) geben in den verschiedensten Nachwuchsmannschaften der Königlichen Anlass zu den schönsten Hoffnungen. (Sigi Lützow, 29.5.2016)