Kinder sollten nur mit Erwachsenen in und ans Wasser gehen. Dort dürfen sie nicht aus den Augen gelassen werden. Schwimmhilfen bieten keinen sicheren Schutz vor dem Ertrinken.

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Zwei bis drei Kinder ertrinken jährlich in Österreich, ebenso viele leiden nach Badeunfällen an bleibenden Behinderungen. Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine", dem Österreichischen Komitee für Unfallverhütung im Kindesalter, warnt eindringlich: "Ertrinken passiert lautlos und innerhalb weniger Minuten. Kinder bis zehn Jahre sollte man deshalb am und im Wasser nie aus den Augen lassen. Wir wissen, das klingt strikt, aber hier gibt es leider keinen Spielraum für Kompromisse".

Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache im Kindesalter. Zum Kindersicherheitstag am 10. Juni macht der Verein einmal mehr auf diese unterschätzte Gefahr aufmerksam. Kinder unter fünf Jahren sind rund doppelt so häufig von tödlichen Badeunfällen betroffen wie ältere Kinder.

Große Unterschiede gibt es aber je nach Unfallort: Die meisten Ertrinkungsunfälle passieren in privaten Pools oder Biotopen, gefolgt von öffentlichen Schwimmbädern/Thermen und Seen. Tödlich endende Badeunfälle ereignen sich jedoch wesentlich häufiger in privaten Pools und Biotopen. Hier geht rund ein Viertel der Unfälle tödlich aus, während Badeunfälle in öffentlichen Bädern/Thermen und an Seen "nur" in etwa einem von 16 Fällen mit dem Tod enden. In punkto Gefährlichkeit stehen Teiche, Flüsse und Bäche am traurigen ersten Platz: 50% der Kinder, die dort verunfallen, sterben.

Nur kurz außer Sichtweite

Auch beim Alter gibt es Unterschiede: So beläuft sich das Durchschnittsalter der verunfallten Kinder an privaten Pools und Biotopen auf 2 Jahre, in öffentlichen Schwimmbädern/Thermen und an Seen sowie in Teichen, Bächen und Flüssen hingegen auf 6 Jahre.

90 Prozent der kindlichen Ertrinkungsunfälle passieren im Umkreis von 10 Metern zur Aufsichtsperson, und zwar dann, wenn Kinder kurz unbeaufsichtigt sind. Kinder, die ertrinken, sind in der Regel weniger als fünf Minuten außer Sichtweite von Erwachsenen.

Einer der Gründe für das hohe Ertrinkungsrisiko bei Kleinkindern ist der sogenannte "Totstellreflex", der bei Kindern bis 3 Jahren auftritt. Kinder können aus ungeklärter Ursache den Kopf nicht aus dem Wasser heben, selbst wenn die Wassertiefe 10cm oder weniger beträgt. Gefahrenquellen sind deshalb nicht nur Pools, Biotope oder Teiche, sondern auch Planschbecken und Regentonnen.

Ungewohnte Situation

Auch ein Schwimmkurs bietet leider keinen zuverlässigen Schutz vor dem Ertrinken. "Kinder, die gerade erst schwimmen gelernt haben, sind im Wasser nicht sicher. Vor allem, wenn sie es in einem Schwimmbad gelernt haben, und nun in einem See oder im Meer schwimmen. Werden sie von einer ungewohnten Situation überrascht, können sie alles Gelernte vergessen und schnell und lautlos untergehen", gibt Till zu bedenken.

Traurige Realität wurde eine solche Situation erst vor wenigen Tagen, als ein 11-jähriges Mädchen im Neusiedlersee unterging, nachdem es wegen einer vorbeischwimmenden Schlange erschrocken war und infolge ihre Schwimmhilfe, eine Schwimmnudel, verlor.

Sicherheitstipps vom Verein "Große schützen Kleine"

  • Kinder im und am Wasser nie aus den Augen lassen.
  • Bringen Sie Kleinkindern bei, nur mit Erwachsenen ans und ins Wasser zu gehen und größeren Kindern, immer nur zu zweit zu schwimmen!
  • Verlassen Sie sich nicht auf Schwimmhilfen: Sie bieten keinen sicheren Schutz vor dem Ertrinken!
  • Wenn kleine Kinder verschwunden sind, immer zuerst dort suchen, wo Wasser ist oder sein könnte.
  • Einen Kindernotfallkurs besuchen, um im Ernstfall schnell und richtig reagieren zu können.
  • Pools/Biotope/Teiche mit einem 1,5 m hohen Zaun und selbstschließender Tür sichern.
  • Für private Pools gibt es elektronische Sicherheitssysteme, die Alarm schlagen, wenn ein Kind unbeobachtet ins Wasser geht oder zu ertrinken droht. (red, 8.6.2016)