Die Pornoplattform schafft es, sich als Marke aufzubauen.

Foto: Pornhub

Jedes Jahr zeigt Pornhub, das größte Portal für Sexclips, wie sich Nutzer weltweit auf der Website verhalten. Pro Sekunde werden 75 GB Daten gestreamt, jährlich summiert 2,5-mal mehr Stunden Pornos konsumiert, als die Menschheit bislang auf der Erde verbracht hat. Sprich: Pornhub ist ein gewaltiger Player in der IT-Branche, der sich auch politisch immer wieder äußert, beispielsweise zu Gleichberechtigung und Netzneutralität.

Frauenanteil von 25 Prozent

Daten für Österreich fehlten bisher in der Pornhub-Statistik. Das hat sich jetzt geändert: Auf Anfrage des WebStandard publizierte der Pornogigant zum ersten Mal seit fast drei Jahren Statistiken über heimische Nutzer. Weltweit belegt Österreich den 35. Platz beim Generieren von Traffic auf der Seite. Ein Viertel der heimischen Nutzerschaft ist weiblich, mit fast neun Minuten Aufenthalt liegt Österreich unter den globalen Spitzenreitern beim Durchhaltevermögen auf der Pornoseite.

Reif statt Teenager

Die beliebteste Kategorie ist hierzulande "Mature", was sich mit "reif" übersetzen lässt. Das ist durchaus kurios: In Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten stehen Nutzer eher auf die Kategorie "Teenager", während "Mature" in Serbien, Mazedonien und Slowenien klar vorne liegt. Der Balkan beginnt also doch (zumindest) in Wien. Pornhub selbst findet es erwähnenswert, dass in Österreich auch der "dirty talk" auf Deutsch populär ist.

Außerdem suchen Österreicher eher nach "German" und "deutsch" als nach "Austrian", während in fast allen anderen Ländern die eigenen Landsleute favorisiert werden. Das dürfte aber auch mit dem Angebot zusammenhängen – österreichische Pornos sind doch eher selten und noch seltener auf Onlineplattformen zu finden.

Zweischneidiges Schwert

Mit Aktionen wie dieser schafft es Pornhub sehr gut, Medieninteresse auf sich zu ziehen. Tatsächlich spricht vieles dafür, Erotikangebote zu enttabuisieren und als normale Unternehmen wahrzunehmen. Durch ubiquitären Internetzugang greifen immer mehr Menschen auf Onlinepornos zurück, um sich zu entspannen (oder das Gegenteil davon zu erreichen).

Dennoch bleiben Portale wie Pornhub ein zweischneidiges Schwert: Sie tragen zwar dazu bei, gesellschaftliche Tabus zu brechen, sorgen gleichzeitig aber für Druck und Ausbeutung in der Pornobranche. Eine fairere Bezahlung für Pornodarsteller samt guter gesundheitlicher Versorgung ist allerdings noch in weiter Ferne, da die Konkurrenz aus Billigproduktionsländern sowie Privataufnahmen den großen US-Markt weiter unter Druck setzen.

Heftig kritisiert wird Pornhub immer wieder dafür, Videos zu zeigen, deren Darsteller kein Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben haben. Gina Lisa Lohfink, die Platz eins bei den österreichischen Suchbegriffen belegt, geht juristisch gegen ein Sexvideo vor. Sie sagt, dass ihr vor dessen Aufnahme K.-o.-Tropfen verabreicht worden seien. "Stern.de" fragt: "Warum ist auf Pornhub noch immer ein Video zu sehen, in dem eine Frau dreimal 'Hör auf!' sagt – und später angibt, dass das kein Teil einer Inszenierung gewesen sein soll." (fsc, 9.6.2016)