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In der "stakkatoartigen" Kommunikation auf Whatsapp, Facebook und Co wird der abschließende Punkt zunehmend obsolet.

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Satzteile trennt man mit Kommata und Gedankenstrichen. Das Ende eines Satzes signalisiert ein Punkt. Das sind fundamentale Regeln der schriftlichen Kommunikation, die hierzulande schon in frühem Kindesalter vermittelt werden. Doch mit dem Aufstieg digitaler Kommunikationsformen hat die Sprache begonnen, sich zu verändern.

So haben neue Abkürzungen – etwa das beliebte "LOL" als Kurzform für "laut lachen" – Einzug gehalten. Gefolgt von Smileys und Emoticons, die als kleine Bildchen dem Geschriebenen eine nuanciertere Bedeutung verleihen. Messenger und soziale Netzwerke sind mittlerweile eine Bedrohung für normale Satzzeichen geworden. Insbesondere der abschließende Punkt gerät in Bedrängnis.

Der Punkt ist unpraktisch geworden

Zu dieser Erkenntnis kommt David Crystal, ein Sprachforscher der University of Wales und Autor von mehr als 100 Büchern in seinem Fach. Er sieht gegenüber der "New York Times" einen "Wendepunkt" in der Geschichte des Punktes. Sein zunehmendes Fehlen in Messenger- und Facebook-Nachrichten sei nicht mehr ausschließlich bei jüngeren Generationen – den vielgescholtenen "Millennials" – zu beobachten, sondern auch zunehmend bei älteren Nutzern.

Kommunikation per Whatsapp und Co läuft stakkatoartig ab. Viele Botschaften sind nicht länger als ein Satz. Nach dem Abschicken ist ohnehin klar ersichtlich, wo die Nachricht endet. Der praktische Anlass für den abschließenden Punkt fällt also weg. Und zwischen den Sätzen wird gern ein Emoticon angehängt, das ebenfalls einen Abschluss signalisiert und das Setzen eines Punktes obsolet macht.

Neue Bedeutung

Eine Folge der Entwicklung ist, dass das Vorhandensein eines Punktes mitunter neue Bedeutungen erlangt. Will man etwa Missfallen ausdrücken, so eignet er sich gut dafür. Würde ein "Na gut" oder "Na gut!" meist als einfache Bestätigung schlichte Akzeptanz verstanden, transportiert ein "Na gut." mitschwingende Verärgerung. "Der Punkt", so Crystal, "verfügt nun über emotionale Aufladung."

Zu ähnlichen Ergebnissen ist man auch an der Binghamton University und der Rutgers University gekommen. Dazu ließ man 16 schriftliche Konversationen – sowohl Chatprotokolle als auch Handgeschriebenes – von 126 jüngeren Studenten einordnen.

Rufzeichen wird Rudeltier

Dieser Entwicklung gegenüber steht laut Crystal ein anderes Phänomen, das sich ebenfalls in sozialen Netzwerken gut beobachten lässt. Während der Punkt immer öfter weggelassen wird, werden Rufzeichen zur Betonung einer Aussage ("Sehr gut!!!!!!") immer häufiger als Rudeltier gehandhabt. (gpi, 14.06.2016)