Laut aktueller Umfrage verlangen Absolventinnen in Wirtschaft und Technik rund 20 Prozent weniger Gehalt als ihre Kollegen.

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Angehende Absolventen und Absolventinnen technischer Studienrichtungen wollen vor allem attraktive Arbeitsaufgaben, Kollegialität und Wertschätzung. Bei den Wirtschaftswissenschaftern ganz oben rangiert die persönliche Entwicklung. Frauen und Männer sehen das sehr ähnlich, nur: den Frauen sind Chancengleichheit und Frauenförderung viel wichtiger als Männern.

Selbstverwirklichung wichtiger als Geld

Soweit wenig überraschend, was diese Befragung von 7.700 angehenden Jobeinsteigern an 32 heimischen Hochschulen durch das Trendence-Institut ergibt. Aber: Frauen stellen sich als Einstiegsgage rund 20 Prozent weniger vor als ihre Kollegen. Konkret: Frauen in den Wirtschaftswissenschaften verlangen 31.500 Euro brutto im Jahr, Männer 38.900. Technikerinnen wünschen sich 33.100 Euro, Techniker 40.000.

Wichtiger als viel Geld zu verdienen ist aber der Hälfte durch die Geschlechter, dass eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung besteht. 60 Prozent würden beim Gehalt Abstriche machen, wenn die Attraktivität des Arbeitgebers ansonsten passt. Nur ein Drittel ist offenbar "geldgetrieben": Sie würden sich für mehr Geld auch nicht an einem schlechten Image des künftigen Arbeitgebers stoßen.

Jobzukunft: Frauen pessimistischer

In puncto Zukunftssicht sind Frauen pessimistischer als Männer: 42 Prozent erwarten, dass es heuer schwer wird, eine Arbeitsstelle zu finden, bei den Männern befürchtet das nur ein drittel. Ganze 56 Prozent der Technikerinnen macht sich Sorgen, einen guten Job zu finden – das ist erstaunlich angesichts der Tatsache, dass so gut wie alle technischen Arbeitgeber besonders um Frauen werben und eine Vielzahl von Programmen und Stipendien im Markt ist.

Beliebteste Arbeitgeber,...

Die Hitliste der Wunscharbeitgeber wird von voestalpine vor Google und BMW bei Studierenden der Technik angeführt. Jene von Wirtschaftswissenschaftern laut dieser Erhebung von Red Bull vor BMW und Google (siehe Grafiken). Auffällig, laut Trendence: Österreichische Arbeitgeber punkten derzeit besonders stark bei Studierenden im Inland (vor allem bei männlichen) , was zu einer "Heimatverbundenheit" als Erklärung dieser Ergebnisse führt. Was die Listen so nicht auf den ersten Blick zeigen: Banken verlieren weiter an Attraktivität, wie auch bereits voran gegangene Untersuchungen von Deloitte ergaben.

... und Branchen

Die Logistikbranche ist für Wirtschaftswissenschafter attraktiver geworden, ebenso der Lebensmitteleinzelhandel (allen voran Hofer, was an der groß angelegten Recruiting-Kampagne liegen dürfte). Maschinenbau und Baubranche rücken bei Technikern nach vorne, die IT verliert – Google musste Platz 1 abgeben.

Frauen in Wirtschaftswissenschaften zieht es nun eher in die Konsumgüterindustrie, für Frauen ist auch der öffentliche Dienst attraktiver als für Männer. Letztere finden dafür die klassischen Beraternamen wie BCG oder McKinsey attraktiver.

Klima muss stimmen

Technikerinnen reihen derzeit die Pharmaindustrie weiter nach oben, die Automobilbranche ist für Männer dieser Studien wiederum höher oben auf der Liste der möglichen Wunscharbeitgeber: AVL Platz 11, BMW auf Platz 3, sogar Volkswagen auf Platz 20 bei den Männern.

Kommentar des erhebenden Instituts: Wenn die Faktoren der Arbeitgeberattraktivität wie erhoben passen, dann "müssen" Unternehmen beim Gehalt nicht so tief in die Tasche greifen. Vermutlich halten Arbeitsbeziehungen, die auf gutem Klima beruhen auch länger. Außer man fühlt sich richtig mies bezahlt. (kbau, 16.6.2016)