Auf engstem Raum hat man im Capatosta Theke, Pizzaofen und Regale mit italienischen Lebensmitteln untergebracht.

Foto: Alex Stranig

Den kleinen Hunger stillt man mit belegter Focaccia.

Foto: Alex Stranig

Der Wiener Naschmarkt in seiner jetzigen Form hat wenig mit dem einstigen Markt zu tun, den Otto Wagner Anfang des 20. Jahrhunderts gestaltet hatte. Neben den klassischen Marktständen, die unter anderem Gemüse, Fisch oder Gewürze feilbieten, gibt es auch eine florierende Gastromeile, die von Einheimischen mit gemischten Gefühlen gesehen wird.

Hier trifft man im Sommer den hippen Studenten, der stundenlang bei einem einzigen Latte macchiato mit sojafreier Milch und Ahornsirup sitzt, ebenso wie die toughe Business-Lady, die versucht, durch ihre Designer-Sonnenbrille ihre Mails auf dem spiegelnden Tablet zu entziffern, und dabei den dritten Espresso bestellt. Zwischen Sushi-Läden mit unschlagbar günstigen Mittagsmenüs (inklusive abgegriffener und verklebter Menükarte) und Wiener Beisln (Aktion: zu jedem Bier ein Schnaps gratis) gibt es auch kulinarische Lichtblicke. Einer davon ist der neue – einst als Dependance gedachte – Italiener Capatosta.

Klein ist das neue Groß

Matteo Luisi, der das erste Capatosta im 15. Bezirk vor vier Jahren geschlossen hatte, um das gleichnamige Lokal im Stadtpark als Pizzeria und Sommerbar zu betreiben, bäckt nun offenbar kleinere (Pizza-)Brötchen. Die Location im Stadtpark, in der regelmäßig Livemusiker und DJs auftraten, hat er aufgegeben und verkauft nun seine Pizza in einem kleinen Stand am Naschmarkt. Die Musik ist zwar nicht mehr live, sondern kommt aus einer kleinen Box, der (viel wichtigere) Pizzaofen wurde aber zum Glück mitübersiedelt. Platz zum Sitzen bleibt da zwar nicht mehr, das Geschäft konzentriert sich aber ohnehin eher auf Take-away, was schade ist, schmeckt die Pizza doch am besten frisch. Für Im-Gehen-Esser eignen sich aber die belegten Focacce aus der Vitrine.

Wer Glück hat, ergattert jedoch einen der beiden Tische mit Barhocker vor dem Lokal und kann die Pizza frisch aus dem Ofen genießen. Der Teig der original neapolitanischen Pizza ist locker und elastisch, Boden und Rand sind klassisch angekokelt und zeugen von herrlichem Holzofenaroma.

Pizza Margherita: eine der zwei Varianten der neapolitanischen Pizza
Foto: Alex Stranig

Die klassische Margherita schmeckt ebenso typisch nach Italien wie die Pizza Capatosta mit köstlichstem Büffelmozzarella, Pachino-Kirschtomaten, Prosciutto und Rucola. Der Salat könnte etwas frischer sein.

Gnocchi alla Sorrentina mit frischen Tomaten und Basilikum.
Foto: Alex Stranig

Ebenso tadellos kommen die hausgemachten Gnocchi alla Sorrentina daher.

Das Einzige, was zur italienischen Glückseligkeit noch fehlt, ist Wein. Den bekommt man nämlich nur – wie viele andere Alimentari – zum Mitnehmen. Aber zum Glück gibt es am Naschmarkt noch andere Möglichkeiten, um Wein glasweise zu konsumieren. (Alex Stranig, 14.6.2016)