Orange Venus ist die Favoritin beim Traberderby in der Krieau.

Foto: krieau.at

Wien – Am Sonntag ist Derbytag in der Wiener Krieau. Das 131. Traberderby, dotiert mit immerhin 60.000 Euro, bringt 14 der besten vierjährigen Traber Österreichs an den Start. Auf der 2600-Meter-Distanz wird zwar die Stute Orange Venus, gesteuert vom deutschen Championfahrer Michael Nimcyk leicht favorisiert, aber selbst ihr Trainer Dieter Marz gibt zu, dass sie an mangelnder Ausdauer scheitern könnte.

Denn im Derby-Versuchsrennen vor zwei Wochen hatte man den Eindruck, dass Mc Donald Venus – damals Zweiter – und Muscle Mouse (drittplaziert) bei etwas günstigerem Rennverlauf die Siegerin durchaus hätten schlagen können. Muscle Mouse' junger Steuermann Christoph Fischer meinte damals selbstkritisch: "Mit dem Pferd war ich sehr zufrieden, mit dem Fahrer nicht." Ein spannendes Rennen ist jedenfalls zu erwarten.

Finanzierung

Spannend wird es auch für den Trabrennsport insgesamt. Denn die Finanzierung wird immer schwieriger. Bis in die Neunzigerjahre sicherten die Wettumsätze auf der Rennbahn und die Quasiabfindungen aus dem Sport-Toto steigende Rennpreise. Doch mit der breiten Etablierung von Sportwetten, dem zunehmenden Glücksspielbetrieb und den Wettmöglichkeiten im Internet wuchs die Konkurrenz gewaltig.

Die Rennpreise dünnten aus, was wiederum den Pferdebestand reduzierte und damit eine gefährliche Spirale in Gang setzte. Der Wiener Trabrennverein als wichtigster Veranstalter, der schon um 1960 sein Gestüt in Kagran an die Gemeinde verkaufte (spätere Siedlung Rennbahnweg), war gezwungen, zur Finanzierung der tatsächlich überfälligen Tribünenrenovierung seine Pachtrechte durch die Gemeinde sukzessive ablösen zu lassen.

"Der Rennsport muss fremdfinanziert werden", drückt es WTV-Präsident Anton Gaal heute aus. Der Effekt ist längst deutlich zu sehen. An der Stelle der Stallungen stehen nun die Bürobauten des Viertel Zwei, das weiter wächst.

Die Rennbahn selbst wurde verkürzt, um weitere Bauflächen zu schaffen. Dafür tritt Viertel Zwei als Sponsor in der Krieau auf. Pläne zur Übersiedlung der noch bestehenden restlichen Stallungen an der Nordseite der Rennbahn – die meisten Pferde werden ohnedies auswärts gehalten und trainiert – sind bereits sehr konkret.

Andere Veranstaltungen

Auf der Tribünenseite sollen nun Boxen für insgesamt etwa 200 Pferde entstehen. In den Vorjahren wurden auch immer wieder Konzerte in der Krieau veranstaltet. Heuer wird das Vienna Masters Springturnier auf der Rennbahn stattfinden.

Das alles sichert aber längst nicht das Überleben des Sports. Dazu ist kräftige Hilfe aus Frankreich erforderlich, die übrigens auch der Pferderennsport in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz erhält. Die französische Totogesellschaft PMU überträgt immer wieder Rennen aus Österreich in ihr Netzwerk, was eine entsprechende Umsatzbeteiligung sichert. Allerdings wachsen auch in Frankreich bzw. im französischen Wettsystem die Umsätze kaum mehr. Doch Anton Gaal ist optimistisch: "Rennen in der Krieau wird's auch in zehn Jahren noch geben." (Nikolaus Dolenz, 17.6.2016)

derstandard.at/kopacka