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Kommt ein Ball angeflogen.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Das sogenannte Italien-Trauma der deutschen Nationalmannschaft dürfte halbwegs überwunden sein. Nach dem WM-Scheitern 2006 und der EM-Niederlage 2012 gewann das deutsche Team nach einem gefühlt 250 Minuten andauernden Spiel und vielen, vielen Elfmetern. War es vor vier Jahren Balotelli, dessen Siegerpose – im Internet kreativ bearbeitet – viral wurde, sorgt diesmal Jérôme Boateng mit seiner eigenwilligen Balleteinlage für eine Meme-Welle. Da in die filigrane Bewegung des deutschen Verteidigers ein Handspiel integriert war, gab es in der 77. Minute Strafstoß für Italien und damit den Ausgleich in einem durch Taktik geprägten Spiel. Wie immer hielt der Fußball-Liveticker (auch) auf der rechten Seite zahlreiche Bonmots bereit, die einer Erwähnung würdig sind. Das Elfmeterschießen war dann doch so außergewöhnlich, dass sich diese Nacherzählung auf das Schlussstück der italienischen Tragödie konzentriert.

Bis zum bitteren Ende

Die Ausgangslage konnte, zumindest in Teilaspekten und kreativer Lesart, als sehr ausgeglichen betrachtet werden. Der Kampf der Verlierer möge beginnen:

Und bereits vor dem Finish steht ein Gewinner fest. Wer sich an die Müdigkeitskämpfe in der Kindheit erinnert fühlt, kann nicht anders, als ganz herzlich zum Sieg zu gratulieren:

Wer sich an schlechte Kindheitsfrisuren aufgrund starker Verliebtheitsgefühle gegenüber der italienischen Ikone erinnert fühlt, der werfe jetzt keinen Stein! Alle anderen bitte auch nicht.

Während Insigne und Kroos den Ball jeweils ins Innennetz befördern, scheitert Zaza. Das ist insofern besonders unangenehm, da er erst kurz davor eingewechselt wurde. Und auch besonders unangenehm scheiterte. Auch de Conte auf der Bank dürfte einen Stich ob seines Wechsels verspürt haben. Aber gut:

Viel Zeit für eine vernünftige Schmerzaufarbeitung blieb eh nicht, das Glück kam in die Quere. Buffon, dessen Jugendlichkeit als ein Hinweis auf die Existenz des ewigen Lebens gewertet werden könnte, hält:

Und dann trifft auch noch Barzagli. Und Özil trifft nicht. Italien im Glück? Nein, nein, denn auch Pellé haut daneben. Ein neues Spiel ward erfunden:

Zeit, auch das Gute im Schlechten zu sehen:

Nein, die Regeln waren die alten. Aber zwischenzeitlich konnte man meinen, die beiden Mannschaften hätten sich abgesprochen. "Die Spaßeinlage von Bordeaux" quasi:

Als dann Draxler trifft, braucht es eigentlich nicht mehr viel. Also nur ein Tor. Aber wieso so hastig? Das denkt sich auch Schweinsteiger und verschießt. Derweil im Forum schmeißen die Ersten auch offiziell die Nerven:

Eine rasche tiefenpsychologische Analyse erklärt uns auch warum (ja ja, wir wissen eh. Auch für die Wikinger kam es anders als erhofft, aber das wissen die User am Samstagabend ja schließlich noch nicht):

Und wieder ein Tor: Giaccherini trifft. Deutschland muss jetzt treffen. Hummels frischt seinen langsam verblassenden Ruhm aus der Head-&-Shoulders-Anti-Schuppen-Werbung mit neuem Glanz auf. Wenn es noch ein Kopfball gewesen wäre, wäre die Geschichte natürlich noch funkelnder. So oder so, wann hört es endlich auf zu dauern?

Während Parolo und Kimmich treffen, ein Stefan-Maierhofer-Gedenk-Posting. Auch schön.

Und dann ist es auch schon passiert. Im Schnelldurchgang: De Sciglio trifft, Boateng trifft, Darmian trifft nicht, Hector trifft. Es gibt Stimmen, denen man Traurigkeit unterstellen könnte:

Leider blieb auch diese Neuerung verwehrt, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend:

Das Spiel war jetzt nicht unbedingt so schnell vorbei, wie ein Schweinchen blinzelt, jedoch braucht gut Ding Weile. Oder auch schlecht Ding, hängt ganz von der Perspektive ab. Aber das wissen Sie ja alles schon. Wir bedanken uns ganz herzlich für das schöne Spiel und gehen jetzt Elfmeterschießen üben. (jmy, 4.7.2016)