Das Gespräch ist vorbei, die Personalerin wirkt nicht überzeugt? Mit den richtigen Fragen kann man noch punkten.

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Am Ende beinahe jedes Vorstellungsgespräches ist der Bewerber an der Reihe, Fragen zu stellen. Das sei die ideale Gelegenheit, sich zu profilieren, sagen Recruiter und Berater. Amy Hoover, Chefin des Karriereportals "TalentZoo", behauptet gar, dass Fragen erwartet würden. "Wenn man nicht mindestens zwei stellt, wirkt das uninteressiert oder noch schlimmer: weniger intelligent und engagiert, als es sich der potenzielle Arbeitgeber von Ihnen erwartet." Zudem sei die Fragerunde eine Chance, an Insider-Informationen zu kommen. Die Faustregel: Mindestens vier Fragen vorbereiten und zwei davon stellen. Eine Auswahl:

"Denken Sie, ich wäre die richtige Person für den Job?"

Diese Frage, sagt Hoover, zeige, welchen Eindruck man beim Interviewer hinterlassen hat. Zudem würde sie sich dazu eignen abzuprüfen, ob die eigenen Qualifikationen zu jenen passen, die das Unternehmen sucht. Stimmen sie nicht überein, bringe es wenig, weitere Zeit für den Bewerbungsprozess zu verschwenden.

"Warum ist die Stelle vakant?"

Die Stelle könnte neu geschaffen – oder einfach schwer zu besetzen sein. Oder aber der Vorgänger hat gekündigt. Besser man findet das vorher heraus. Vielleicht ist der Vorgänger ja auch befördert worden? Das könnte heißen, dass auch die eigenen Aussichten auf einen schnellen Aufstieg gut sind.

"Warum fühlen sich Ihre Mitarbeiter bei Ihnen wohl?"

Diese Frage gibt bestenfalls Einblick in die Unternehmenskultur einer Firma. Dazu gehören Aspekte wie: Wird der Chef geduzt? Wird ein Dresscode erwartet? Ist Homeoffice möglich? Solche Aspekte werden oft vergessen, tragen aber wesentlich zum Wohlbefinden bei, sagt auch Expertin Hoover. Es zahlt sich möglicherweise auch aus, den Interviewer Situationen schildern zu lassen, die die Unternehmenskultur am besten beschreiben. Dann sieht man schnell, ob einem das entspricht. Denn gemeinsames Tischfußballspielen in der Mittagspause ist nicht jedermanns Sache. Eine weitere Möglichkeit ist, sich einen Rundgang durch die Firma zu wünschen.

"Was mögen Sie an der Arbeit für das Unternehmen?"

Mit dieser Frage könne es gelingen, den Interviewer oder die Interviewerin zu einer Art Kameraden, einer Kameradin, zu machen, denn: Interviewer mögen es – wie jeder andere auch – über sich selbst zu sprechen und über Dinge, mit denen sie sich gut auskennen. Außerdem gibt die Frage im Idealfall Einblicke in die schönen Seiten der Organisation. Das steigert die Vorfreude, dort zu arbeiten.

"Wer ist mein Chef?"

Ob ein Job Spaß macht, hängt wesentlich auch mit dem Vorgesetzten zusammen. Ist er also nicht derjenige, der das Interview führt, sollte man sich nach ihm erkundigen und fragen, ob es möglich ist, ihn kennen zu lernen. Schließlich kann er Brücken bauen oder Seilstricke ziehen. Nicht zuletzt verbringt man mit ihm auch viel Zeit. Dasselbe gilt übrigens für Kollegen und Kolleginnen: Wenn möglich, sollte man schon beim Interviewtermin ein paar Worte austauschen.

"Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?"

Diese Frage zeugt von Motivation und dem Willen, sich auf die potenzielle neue Aufgabe vorzubereiten. Darüber hinaus kann sie Auskunft darüber verschaffen, was im Job wirklich gefragt sein wird. Es lohnt sich auch ein wenig nachzubohren mit der Frage: Welche Herausforderungen erwarten mich? Damit findet man heraus, welche Konflikte wo lauern, wie das Team zusammengesetzt ist, wie das Unternehmen mit Schwierigkeiten umgeht.

"Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich?"

Auch mit dieser Frage demonstriert ein Bewerber Motivation und Ehrgeiz. Aber Achtung: Nicht zu forsch vortragen, denn schließlich steht nun erstmal diese vakante Stelle im Vordergrund. Dennoch ist es legitim zu signalisieren, dass man früher oder später aufsteigen möchte. Schreibt sich der Arbeitgeber auf die Fahnen, steile Karrieren möglich zu machen, kommt das sicherlich gut an. Einen guten Eindruck hinterlässt man auch, indem man fragt, welchen Weg erfolgreiche Mitarbeiter genommen haben. So gibt man dem Interviewer die Gelegenheit, ein wenig anzugeben. (lib, 10.7.2016)