Grenzübertritt – auf Stollenreifen geht es in die Waldwildnis des Nationalparks Kalkalpen.

Foto: Uwe Grinzinger

Goldader – Sonnenlicht spiegelt sich im Großen Bach.

Foto: Uwe Grinzinger

Lichtblick – ein Highlight des Hintergebirgsradweges sind die zahlreichen düsteren Tunnel.

Foto: Uwe Grinzinger

Dampf-Schnauferl – in Brunnbach steht noch ein Exemplar der historischen Waldbahn, auf deren Trasse große Teile des Hintergebirgsradweges verlaufen.

Foto: Uwe Grinzinger

Auf großen Flächen des Nationalparks Kalkalpen greift der Mensch nicht mehr in die Natur ein. Es soll sich dort eine Art Waldwildnis entwickeln. Das war nicht immer so: Zuvor wurde dort jahrhundertelang Forstwirtschaft betrieben. In Reichraming errichtete man zwischen 1918 und 1951 sogar eine eigene "Waldbahn": Zwei Bahnlinien transportierten auf insgesamt 38 Kilometern Baumstämme aus dem schwer zugänglichen Hintergebirge hinaus ins Ennstal – unter anderem durch 19 Tunnel, grob aus dem Felsen gehauen. Eine immense bauliche Leistung.

Auf der Waldbahntrasse

1971 wurden die dann unrentablen Bahnlinien eingestellt und stattdessen Forststraßen auf deren Trasse errichtet. Heute folgt der sogenannte Hintergebirgsradweg auf weiten Strecken der ehemaligen Waldbahntrasse. Das bedeutet: kilometerlanges Dahinrollen mit gleichmäßiger, geringer Steigung, bis ins Herz des Reichraminger Hintergebirges. Eine recht gemäßigte Mountainbikeroute also, die ausschließlich auf Schotter- und Asphaltstraßen verläuft. Immer wieder befahren sie auch Radler mit robusten Trekking- oder Citybikes. Zudem weist die Rundtour nur eine nennenswerte, kraftraubende Steigung auf: jene zum Hirschkogelsattel. Wer sich diese ersparen will, dreht in Weißwasser um und radelt auf demselben Weg retour.

Eine Lampe ist kein Luxus

Die Route (siehe Infobox, Anm.) ist gut beschildert, auch wenn man an einigen Kreuzungen etwas aufpassen muss. Achtgeben heißt es in den zahlreichen Waldbahntunneln: Manche verfügen zwar mittlerweile über eine Solarstrom-Beleuchtung, die ist jedoch häufig so spärlich, dass man den Untergrund beim Fahren mehr spürt als sieht. Eine Lampe auf dem Rad oder auf der Stirn ist dort wahrlich kein Luxus.

Nicht versäumen sollte man die Besichtigung der Großen Klause. In dieser engen Felskluft wurde das Wasser früher bis zu neun Meter hoch aufgestaut. Durch das Öffnen der Schleusen konnte der Wasserschwall Baumstämme gut zwölf Kilometer bis nach Reichraming mitreißen. Bevor die Waldbahn gebaut wurde, war diese gefährliche "Trift" die gängige Methode, um Holz aus den Schluchten abzutransportieren.

In der nahegelegenen Großen Klaushütte, einer ehemaligen Holzknechthütte aus dem Jahr 1758, können Radfahrer und Wanderer heute einkehren. (Uwe Grinzinger, 8.7.2016)