Foto: BMW
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Das Debüt von BMW in der Welt der Scooter konnte sich sehen lassen. Oder sagen wir besser: Es war nicht zu übersehen. Sie erinnern sich an den C1, den Roller mit Dach. Er polarisierte, mehr noch als BMW-Motorräder dies in den Nuller-Jahren ohnehin taten.

Der BMW C1 wurde 2000 vorgestellt.
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Ganze elf Jahre nach dem C1 wagte BMW wieder den Versuch, einen Roller zu bauen. C650GT hieß der, und er zog vor allem Motorradfahrer an. Das Handling und der Antritt entsprachen dem eines Motorrades, nur die Sitzerei war viel gemütlicher. Und die Demütigung, die man Bikern angedeihen lassen konnte, wenn man mit dem Roller vollstreckte, hatte auch einen Reiz.

Das lahme CVT-Getriebe

Der C650GT, den es leicht abgewandelt auch als C600 Sport gab, hatte nur eine Schwäche: das CVT-Getriebe. Damit der Zweizylinder das CVT-Getriebe nicht schon nach der ersten Ausfahrt zermerschert, war die Abstimmung so sanft, dass beim Ampelstart andere 300er-Roller lästig wie Gelsen werden konnten. Da haben jene, die vom Motorrad umgestiegen sind, natürlich als Erstes bei der Rutschkupplung investiert.

Der neue C650GT startet nun agiler durch.
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In der neun Auflage des C650GT ist das nicht mehr notwendig. Jetzt beißt der Scooter aus dem Stand weg, dass einem schon einmal ein Jodler unterm Helm auskommt. Aber nicht nur das CVT-Getriebe ist komplett neu, sondern auch der Endtopf. Jetzt klingt der Roller etwas knurriger – aber keine Sorge, er ist nicht so laut, dass er nervt –, und zu lispeleise ist er auch nicht.

LED-Tagfahrlicht

Optisch hat sich mit dem LED-Tagfahrlich auch einiges getan. Zudem sind die Instrumente neu, und ABS und ASC, also das Antiblockiersystem und die Stabilitätskontrolle, sind serienmäßig verbaut, der Side View Assist, der wie beim Auto im Rückspiegel vor Fahrzeugen im toten Winkel warnt, ist optional erhältlich – und besser als jede Lebensversicherung, wenn man wieder einmal im "Unbesiegbar"-Modus unterwegs ist.

ABS uns ASC sind nun serienmäßig im C650GT verpackt, Redaktionsempfehlung ist das Kreuzerl im Zubehörkatalog beim Toten-Winkel-Assistenten.
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Lustig ist, dass, obwohl der C650GT ganze 60 PS aus seinem 647 Kubikzentimeter großen Reihenzweizylinder schöpft, die Schlupfkontrolle beim C-Evolution viel häufiger anschlägt. Dabei hat der elektrisch angetriebene Bruder der C650GT nur eine Nennleistung von 15 PS. Aber weil solche Systeme ja kurze Zeit überlastet werden können, rauschen als Spitzenleistung bis zu 47,5 PS über die Kabel aufs Hinterrad. Weil für den Gesetzgeber aber nur die Nennleistung zählt, darf der C-Evolution von Führerscheinbesitzern des A1 geritten werden.

Der C-Evolution ist zwar nicht ganz neu und trotzdem der modernste Scooter derzeit.
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Aber bitte, passts auf. Weil mit einer 125er hat der C-Evolution genau gar nichts zu tun. Der Roller regelt zwar bei 120 km/h elektronisch ab, aber die Beschleunigung des Scooters ist so arg, dass fast alle Motorradln dagegen abbeißen. Dazu offeriert dann BMW nur ein leises Säuseln. Ganz arg.

Eco Pro bis Dynamic

Aus vier Fahrmodi kann man wählen. Eco Pro begrenzt die Leistung, beim Segelmodus ist die Rekuperation begrenzt, beim Road-Modus steht die volle Leistung an, rekuperiert wird aber moderat, und im Dynamic-Modus ist der E-Roller scharf wie seinerzeit nur der Feitel von meinem Opa.

Im Dynamic-Modus liegt die volle Leistung an, und der Scooter rekuperiert so effizient, dass man kaum noch bremsen muss.
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Bei E-Fahrzeugen zählt aber natürlich auch: Wie weit komm ich mit dem Gefährt, und wie lange nuckelt das Klumpert dann an der Dose. Und das ist die große Überraschung: Rund 100 Kilometer gibt BMW als Reichweite an. Von der Redaktion bis zur Kuchl – nicht die Kalte – sind es rund 50 Kilometer. Und wer ein wenig Erfahrung mit E-Mobilität und deren Reichweiten hat, weiß, dass der Ritt in die Pampa ein Nervenkitzel wird. Denn nicht selten reicht der Saft aus dem Akku gerade einmal halb so weit, wie der Hersteller angibt.

Die Akkus im C-Evolution tragen einen bis zu 150 Kilometer weit – das ergab der Praxistest. BMW spricht von einer Reichweite von 100 Kilometer. Vermutlich, weil sie davon ausgehen, dass jeder mit Vollgas unterwegs ist.
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Nicht so beim C-Evolution. Selbst Digitalmodus, also Vollgas oder hart zangeln, sank die Reichweite nie unter 90 Kilometer. Aufgeladen sind die Akkus dann in wieder in rund vier Stunden.

Der Alte ist der Modernere

Und darum hat der C-Evolution im Vergleich mit dem C650GT auch die Nase vorn, obwohl er ja schon zwei Jahre mehr auf dem Buckel hat. Aber er geht einfach besser, ist innovativer und praxistauglicher als mach ein E-Auto, das ein Vielfaches kostet. Nur wenn wir schon beim Preis sind: Mit 15.400 Euro ist er noch teuerer als der C650GT, den es ab 11.850 Euro gibt. Auch kein Geschenk, denkt man da gleich. Aber gut, dafür bekommt man auch einiges geboten: einen feschen Scooter, der in der Stadt seine eh bekannten Stärken hat, aber erwachsen genug ist, um mit ihm am Wochenende auch auf Tour gehen zu können. Das kann der C-Evolution dann natürlich nicht, außer die Stammwirten liegen alle im 100-Kilometer-Umkreis und die Jause ist dort groß genug für eine Vier-Stunden-Lade-Labung. (Guido Gluschitsch, 12.7.2016)