Juba – Mindestens 36.000 Zivilisten suchen in der südsudanesischen Hauptstadt Juba in UN-Einrichtungen und anderen Gebäuden Schutz vor den Kämpfen. Menschen würden in Kirchen oder Schulen ohne Wasser und ohne Toiletten ausharren, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag. Die Schutzsuchenden könnten wegen der Kämpfe kaum versorgt werden. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderte die Nachbarländer des Südsudan auf, ihre Grenzen für Asylsuchende zu öffnen.

Mehr als 300 Todesopfer

UNHCR-Sprecher Leo Dobbs appellierte insbesondere an das Nachbarland Uganda, die Grenze für Flüchtlinge aus dem Südsudan offen zu halten. Wegen der angespannten Sicherheitslage hätten aber in den vergangenen Tagen nur sehr wenige Flüchtlinge die Grenze überquert.

Es sei zu hoffen, dass die Anordnung einer Waffenruhe weiterhin respektiert werde. Zuvor waren am Freitagabend in Juba heftige Kämpfe zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und seinem Stellvertreter Riek Machar ausgebrochen, bei denen laut Informationsminister Michael Makuei mehr als 300 Menschen getötet wurden. Für die folgenden Tage lagen zunächst keine Opferzahlen vor. Auslöser der Gewalt waren Zusammenstöße zwischen Anhängern beider Seiten an einer der zahlreichen Straßensperren der Stadt. Unter internationalem Druck wiesen Kiir und Machar ihre Anhänger am Montagabend schließlich an, die Gefechte einzustellen, und vereinbarten eine Waffenruhe.

Hoffnung auf Waffenruhe

Die Gefechte ließen ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs befürchten, der das Land seit Dezember 2013 zerrissen hatte. Bei dem Konflikt zwischen Regierungstruppen und den Rebellen Machars wurden zehntausende Menschen getötet und rund 2,5 Millionen in die Flucht getrieben. Die Kämpfe gefährden zudem die Umsetzung eines Friedensabkommens vom 26. August 2015, das eine erneute Machtteilung zwischen Kiir und Machar vorsieht. Die Eskalation der Gewalt fiel mit dem fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes vom Sudan zusammen.

Österreichs Außenministerium hat eine offizielle Reisewarnung für den gesamten Südsudan ausgegeben. Derzeit befänden sich laut Informationen des Ministeriums sechs Österreicher im Südsudan, sagte Sprecher Thomas Schnöll am Dienstag. Man habe allen Unterstützung bei der Evakuierung angeboten.

Mehrere EU-Staaten bereiten sich derzeit darauf vor, ihre Bürger auszufliegen. Deutschland werde rund 100 bis 200 Menschen ausfliegen, berichtete die "Welt" am Dienstag. Österreich, das selbst keine Botschaft in Juba unterhält, koordiniert sich laut Schnöll eng mit Deutschland. (APA, 12.7.2016)