Im Sommer lädt der Gastgarten in der Stumpergasse ein, seine Pizza im Freien zu essen.

Foto: Alex Stranig

Eros Ramazzotti würde es wahrscheinlich schlagartig die (italienische) Sprache verschlagen, wüsste er, dass seine Hits zu Gluten- und laktosefreier Pizza aus den Boxen schallen. In der neuen Pizzeria Alla Salute in der Wiener Stumpergasse verzichtet man nämlich sowohl auf das in den meisten Getreidesorten enthaltene Klebereiweiß als auch auf Milchzucker – nicht aber auf das typisch italienische Flair mit Italo-Pop-Hadern.

Der italienische Ableger des Gasthauses "Zum Wohl", das nur wenige Schritte entfernt liegt, ähnelt diesem innerlich wie äußerlich. Fliesenboden, Vollholztheke und moderne Lampen wirken einladend. Die Speisekarte macht indes Angst. Hier würde man wohl nicht den Geburtstag der Oma feiern wollen. Man bräuchte wahrscheinlich Stunden, um der Frau, die in ihrer Kindheit Hunger leiden und jeden Schilling zweimal umdrehen musste, zu erklären, warum es hier Cola ohne Koffein, Limo ohne Zucker und Bier ohne Gluten gibt.

Wir sind aber ohnehin wegen der Pizza da, deren Teig natürlich auch frei von allem Bösen ist. Das hat sich die italienische Köstlichkeit – bei allem Mitgefühl für Glutenallergiker und Laktoseintolerante (die von der scheinbar epidemiologisch verbreiteten Unverträglichkeit betroffen sind) – wirklich nicht verdient.

Schweinebauch für Flexitarier

Aufatmen darf man aber kurzzeitig. Es gibt nämlich auch Fleisch. Und was für eines. Bauch vom Labonca Sonnenschwein wird hier gemeinsam mit gelbem Kraut, Balsamicoschalotten und Bergkäse auf die Pizza gelegt und soll wohl auch Fleischesser und Flexitarier anlocken. Das ist gelungen. Der Schweinebauch ist saftig, fett und würzig. Mit den süß-sauren Schalotten geht er eine stimmige Symbiose ein. Was man leider vom Teig, der aus Reis-, Mais- und Kartoffelmehl besteht, nicht behaupten kann. Er kommt eher dünn und hart daher. Wer aber nicht auf die klassische neapolitanische Pizza steht und es lieber dünn und knusprig mag, wird hier kaum etwas vermissen.

"Die heftig Deftige" mit Bauch vom Labonca Sonnenschwein, gelbem Kraut, Bergkäse, hausgemachter Tomatensauce und Balsamicoschalotten (€ 12,10)
Foto: Alex Stranig

Für Vegetarier gibt es ebenfalls eine breite Auswahl. Die klassische Margherita mit geriebenem Mozzarella und hausgemachter Tomatensauce schmeckt passabel, was an der enormen Käsemenge liegen könnte. Die vegane Pizza-Variante mit Schwammerln, Balsamicoschalotten, Thymian und veganem Käse schmeckt ebenfalls. Man sollte sich aber mit dem Essen beeilen, wird doch der Käseersatz nach einiger Zeit ziemlich zäh. Auf die Frage, woraus der vegane Käse bestehe, meinte der Kellner "aus Pflanzlichem und viel Chemie". Ah eh.

"Die würzigen Kahlköpfe" mit Pilzen der Saison, Balsamicoschalotten, Thymian, hausgemachter Tomatensauce und veganem Käse (€ 11,30)
Foto: Alex Stranig

Wenn das Personal noch besser über die Produkte Bescheid weiß und der Teig noch ein bisschen an Härte verliert, hat die Pizzeria auf jeden Fall eine Chance, zu einer echten Alternative für all jene zu werden, die kein Gluten vertragen, und jene, die kein Gluten wollen. (Alex Stranig, 12.7.2016)