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Hubschrauber der südsudanesischen Streitkräfte über der Hauptstadt Juba, 12. Juli 2016

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Rauch über Juba: Bei den Gefechten in der südsudanesischen Hauptstadt gab es hunderte Tote. Trotz einer ausgerufenen Waffenruhe berichteten Augenzeugen von Kämpfen und Explosionen.

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Matthias Fettback ist seit 1984 in Afrika tätig.

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Juba/Wien – Kurz muss Matthias Fettback auflachen – als es um die Frage geht, wie man dem Südsudan dauerhaften Frieden bringen kann. Es scheint eine ausweglose Situation zu sein, selbst für afrikanische Verhältnisse. Dort nämlich kennt sich der 61-jährige Entwicklungshelfer bestens aus. Seit 1984 ist der Deutsche auf dem Kontinent tätig, aktuell als technischer Berater der Caritas Österreich im Südsudan. Die jetzige Eskalation, sagt Fettback zum STANDARD, "war mehr oder weniger vorhersehbar".

Für einen Moment kam Hoffnung auf, erzählt er, als Riek Machar als Teil eines Friedensabkommens am 26. April in die Hauptstadt Juba zurückkehrte und sein Amt als Vizepräsident wieder antrat – so wie vor dem Bürgerkrieg. Fettback war damals im Land, am 16. Mai kehrte er in die Heimat nach Aachen zurück. Jährlich reist er zweimal für drei Monate in den Südsudan, im September soll es wieder so weit sein.

Ob dies aber tatsächlich möglich ist, muss momentan ernsthaft bezweifelt werden. Nach den Eskalationen, verrät er am Telefon, "sind viele Organisationen dabei, Evakuierungen vorzubereiten". Österreich hat eine offizielle Reisewarnung ausgegeben, Deutschland will hunderte Menschen ausfliegen.

"Jeder kleine Vorfall hätte ausgereicht"

Der konkrete Auslöser für die Gefechte in Juba mit mehr als 270 Toten blieb weiter unklar. Doch der ist auch nicht relevant, so Fettback: "Als Machar zurückkehrte, nahm er seine Truppen mit. Die Militärmaschinerien beider Seiten waren also in einer Stadt. Das und die Unzufriedenheit der Soldaten, die seit Monaten keinen Sold erhalten haben, führten zur Eskalation. Da hätte jeder kleine Vorfall ausgereicht."

Dass die Eskalation just am Unabhängigkeitstag erfolgte, könnte laut Fettback kein Zufall gewesen sein. "Das Land ist bankrott, und die Unzufriedenheit im Land riesig", so der Deutsche. "Sonst wird der Unabhängigkeitstag benutzt, um Solidarität und Einheit zu zelebrieren. Heuer wurden die Feierlichkeiten aber abgesagt."

Was die Frage nach Frieden betrifft, hat Fettback keine konkrete Antwort parat: "Der hängt von so vielen Faktoren ab, etwa der Frage der Erdölvorkommen, der Frage des Terrors, weil der Südsudan strategisch wichtig ist, um die gleichgesinnten Gruppierungen Boko Haram und Al-Shabaab getrennt zu halten."

Ausländische Interessen

Schließlich und vor allem geht es um die Frage ausländischer Interessen. Der Sudan soll Machars Rebellen unterstützen, während Uganda und Kenia hinter Präsident Salva Kiir stehen, um einen verlässlichen Wirtschaftspartner zu haben. Es gibt auch Gerüchte, dass die USA seit neuestem die Opposition unterstützen sollen.

Dies alles mache die Situation so schwierig, sagt Fettback, der aber vor allem auf eines hinweist: "Wir haben damals vor Ort schon nicht verstanden, weshalb sich die internationale Staatengemeinschaft so für die Unabhängigkeit eingesetzt hat. Der Südsudan war noch nicht bereit dafür." Die Konsequenz: Ehemalige Rebellen wurden in dieser "Fehlkonstruktion" in politische Ämter gehievt, für die sie nicht geeignet waren.

Nun, so Fettback, gibt es im Land zwei Machthaber, die keinen Frieden schaffen können – und Alternativen sind nicht in Sicht. Stattdessen suchten rund 36.000 Zivilisten in UN-Einrichtungen und anderen Gebäuden in Juba Schutz, während die Gefechte laut Augenzeugen fortgesetzt wurden. (Kim Son Hoang, 13.7.2016)