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Der angebliche Kopf der Putschisten: Vier-Sterne-General Akin Öztürk.

Foto: Photo by Murat Kula/Anadolu Agency/Getty Images

Ganz glimpflich ist die Verhaftung nicht abgelaufen. Als Akin Öztürk das erste Mal von einer Kamera eingefangen wird, ist sein rechtes Ohr bandagiert, die Nase blutig verschrammt. Große rote Flecken auf Armen und Ellenbogen zeugen von Schlägen.

Regierungstreue Soldaten hatten am Morgen nach dem Putschbeginn die Luftwaffenbasis Akinci in der Provinz Ankara gestürmt. Dort hielten die Putschisten den Stabschef der Armee als Geisel. Akin Öztürk war auch dabei. Der ehemalige Kommandant der türkischen Luftwaffe war als Junta-Chef vorgesehen, so heißt es, hätten die Putschisten Erfolg gehabt.

Öztürk sei der "formale Anführer" des Staatsstreichs gewesen, gibt die türkische Regierung an. Für den eigentlichen Drahtzieher hält sie bekanntlich Fethullah Gülen, den Islamistenprediger und früheren politischen Verbündeten von Staatschef Tayyip Erdogan.

Öztürk weist Anschuldigungen zurück

Der 64-jährige Öztürk hat die Anschuldigungen sogleich zurückgewiesen. Er sei dem Armeechef auf dem Stützpunkt Akinci nicht von der Seite gewichen. Mit dem Putsch, der sich gegen "unser Volk und unsere Demokratie" richtete, habe er nicht das Geringste zu tun. Am Montag kam Öztürk gleich vor den Richter in Ankara, gemeinsam mit 27 anderen Generälen und Admirälen. Statt in der dunkelblauen Uniform mit den vier goldenen Sternen sieht ihn die Öffentlichkeit nun in einem gestreiften T-Shirt, das den Bauchansatz nicht länger verbirgt. Die Gravität des einst mächtigen Generals ist dahin.

Öztürks Amtszeit als Befehlshaber der türkischen Luftstreitkräfte ging im August 2015 nach den üblichen zwei Jahren zu Ende. Seither gehörte er dem Obersten Militärrat an. Dieser Rat tritt zweimal im Jahr zusammen und bestimmt vor allem die neuen Führungspositionen der Armee – mittlerweile unter Vorsitz und Aufsicht Erdogans.

Öztürk, 1952 in Gümüshane, einer Schwarzmeerprovinz weit im Osten der Türkei, geboren, trat als 18-Jähriger in die Luftwaffenschule in Istanbul ein. 1971, im zweiten Schuljahr, putschte die Armee; beim nächsten Coup 1981 wurde Öztürk in ein neues Luftwaffenkommando berufen, später ging er auch als Militärattaché an die türkische Botschaft in Tel Aviv. Nichts deutete auf Putschgelüste hin.

Anfang August tagt in Ankara wieder der Oberste Militärrat. Danach hätte Öztürk eigentlich in Pension gehen sollen. Jetzt erwartet ihn wohl eine lange Gefängnisstrafe. (Markus Bernath, 18.7.2016)