Eine Aufnahme der Linie 8 am Lerchenfelder Gürtel aus dem Jahr 1979.

Foto: Kurt Rasmussen/bahnbilder.de/Wikimedia

Mögliche Streckenführung einer adaptierten Linie 8.

Der 8er passiert die Baustelle der U-Bahn-Station Thaliastraße.

Foto: Kurt Rasmussen/bahnbilder.de/Wikimedia

Wien – "Wir sind damit am Limit", sagte Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries im Oktober 2014, als die Frühverkehrsintervalle der U-Bahn-Linie U6 von drei auf zweieinhalb Minuten gestrafft wurden. Keine andere U-Bahn-Linie fährt seither in ähnlich dichten Abständen, und trotzdem gilt die U6 zu Stoßzeiten oft weiterhin als überfüllt.

Die jeweils einzigen Mandatare der Plattform Wien anders in den Bezirksvertretungen von Rudolfsheim-Fünfhaus und Ottakring haben also zur Entlastung der U-Bahn Anträge auf Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnlinie 8 eingebracht.

Eine Linie dieser Bezeichnung war bereits von 1907 bis 1989 am Gürtel unterwegs. An 27 Stationen zwischen Liechtenwerder Platz bei der Spittelau im Norden und der Schleife Murlingengasse beim Bahnhof Meidling im Süden hielt der 8er; die Züge bedienten damit die Bedürfnisse der Kurzstreckenfahrgäste zwar räumlich besser, aber deutlich langsamer als die spätere U6, deren Trasse sie weitgehend parallel befuhren.

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Während die Verkehrsplaner im Magistrat den Sinn einer gleichlaufenden Führung von Straßen- und U-Bahn infrage stellten, probten die Anrainer den Aufstand. 70.000 Unterschriften sammelten sie zur Beibehaltung der Linie 8. Vergeblich. Nachdem die ehemalige Gürtelstadtbahn am Morgen des 7. Oktober 1989 erstmals als U6 in Betrieb genommen worden war, trat eine Garnitur der Tramwaylinie 8 später am selben Tag ihre letzte Fahrt an.

Die Strecke wurde gesperrt, blieb aber vorerst betriebsfähig. Eine Volksbefragung über eine mögliche Zukunft der Linie im Februar 1990 konnte sie jedoch nicht retten. Zwar sprachen sich 94 Prozent der Befragten für den 8er aus, allerdings bei einer Beteiligung von gerade 6,1 Prozent. Weniger Abstimmungsberechtigte erreichte davor und danach keine Volksbefragung in Wien. Die endgültige Stilllegung der Strecke war der Gemeinde so ein Leichtes.

Im Sommer 1990 wurden die Oberleitungen und die Gleise auf jenen Abschnitten, die die Linie 8 exklusiv befuhr, abmontiert. Am Währinger und am Hernalser Gürtel entstand auf dieser Fläche ein Fahrradweg. Die auch für andere Linien genutzten Abschnitte, vor allem die Trassen der Linien 6 und 18 am Neubau- und am Mariahilfer Gürtel, blieben bestehen.

Wegen Urlaubs abgelehnt

Über den Antrag auf Wiederinbetriebnahme der Linie 8 wurde nun in der Bezirksvertretung Rudolfsheim-Fünfhaus abgestimmt. Alle FPÖ- und neun Grünen-Mandatare sowie ein SPÖ-Vertreter sprachen sich für die Zuweisung des Antrags an die Verkehrskommission aus; 19 SPÖ-, beide Neos- und jeweils ein grüner und ein ÖVP-Mandatar waren dagegen. Didi Zach, der als einziger Wien-anders-Bezirksrat den Antrag eingebracht hatte, war urlaubsbedingt abwesend – weshalb das Anliegen bei Stimmengleichheit abgelehnt wurde.

Im Nachbarbezirk Ottakring wurde der gleichlautende Antrag von allen Parteien angenommen. Auf diesem Weg wird der Vorschlag also trotzdem ins Rathaus und dort auf den Schreibtisch der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) gelangen. Die Wiener Linien verfolgen die Debatte indes mit Interesse, sagte eine Sprecherin zum STANDARD. Konkret denke man derzeit aber nicht über eine Wiederinbetriebnahme des 8ers nach. Die Konzentration liege vielmehr auf politisch bereits durchgesetzten Straßenbahnprojekten. (Michael Matzenberger, 29.7.2016)