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Foto: APA/EPA/Caroline Blumberg

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Pro
von Karin Pollack

Es war Anfang der 1980er-Jahre und der Film hieß "Die blaue Lagune". Weiße Strände, blaues Meer und Sex: Damit verankerten sich Brooke Shields und Christopher Atkins in den Gehirnen vieler damals Jugendlicher. Bikinis? Badehosen? Die schönsten Szenen waren hundertprozentig ohne. So schön, so körperlich und so nahtlos braun wie die beiden, das wollten wir alle sein.

Frühe Eindrücke, stellen viele im Laufe eines Lebens überrascht fest, erweisen sich als nachhaltig. Werden zu Fantasien, würden die Psychotherapeuten sagen. Und deshalb spukt die "Blaue Lagune" bei manchen immer noch irgendwo im Kopf herum. Und es stimmt ja: Nackt in der Sonne liegen ist (zwar nicht für die Haut, aber für die Seele) ein fantastischer Zustand. Wichtige Voraussetzung: möglichst keine Menschen rundherum. Das Nasse-Badezeug-Ausziehen und das umständliche Handtuch-Umwickeln fällt dann weg. Auch nackt zu schwimmen ist eine aufregende Sache. Alles ganz natürlich und unbeschwert. Eine Frage: Wer hat uns eigentlich aus diesem Paradies vertrieben?

Kontra
von Gianluca Wallisch

Irgendwann spätwinters vor ein paar Jahren: In einem nicht nachvollziehbaren Anfall von Trainingsfleiß spule ich mit dem Rennrad auf der Wiener Donauinsel Kilometer um Kilometer ab. Eisiges Grundlagenausdauertraining. Völlige Einsamkeit, die Luft nebelig-trüb. Gedanken, Zehen und Fingerspitzen dafür umso frischer.

Plötzlich, ganz weit vorne am grauen Horizont: ein Läufer! Wird schnell größer. Und größer. Komisch. Trägt der tatsächlich einen pinken Trainingsanzug? Noch größer. Dann lebensgroß: Der Jogger, der mir entgegenkommt, hat nichts an, bloß Sockerl, Laufschuhe und Fäustlinge. Und eine Mütze. Danke, das genügt! Too much information! Blaue Lagune und Muskeln? Dass ich nicht lache! Braunes Brackwasser und Bierbauch! Willkommen im echten Leben.

Muss echt nicht sein, egal, ob die öffentlich zur Schau gestellte Nahtlosigkeit braun oder rosa ist. Die Erfindung der Kleidung – und sei sie noch so spärlich – gehört zu den allergrößten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte. Lassen wir sie also bitte nicht achtlos am Boden liegen. (RONDO, 29.7.2016)