Foto: APA / dpa / Ole Spata
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Pro
von Margarete Affenzeller

Hunde sitten ist gut und wichtig. Für den Hund, für den Besitzer und natürlich auch für den Sitter selbst, der im hundelosen Zustand ja nie vor die Tür käme. Und das muss doch sein, denn der Auslauf tut auch dem Zweibeiner gut. Die Kniegelenke werden geschmiert, die Lunge neu gefüllt, das Auge vom Bildschirm erholt, und dann bläst auch noch der Wind erfrischend durch das Haar.

Als Hundesitter profitiert man aber in jeder Hinsicht. Wie beim Carsharing: abholen, zurückgeben, tschüss. Nur die beschwerdelosen Stunden teilt man mit dem Tier. Die Macken des lieben Flocki, seine schlechten Launen, der in Innenräumen oft herbe Geruch – all das bleibt dem Hundesitter erspart. Und wenn man Glück hat, gibt's obendrein auch noch Geld dafür. In der Natur ist der Hund (es gibt nur ganz, ganz wenige Ausnahmen) das glücklichste Wesen auf Erden. Auch da kann man schmarotzen. Die Lefzen ziehen sich begeistert zu den Ohren, jedes (bepisste) Gänseblümchen versetzt das Köterchen in Glückseligkeit. Wer da nicht dabei sein will, den verstehe einer.

Kontra
Doris Priesching

Das Problem an Hunden ist ihr hündischer Charakter. Treuherziger Blick, Herrl oder Frauerl wohin auch immer folgen, Pfote geben, Steckerl holen, bei "Sitz" sich hinsetzen und bei "Fuß" sich soldatisch aufrichten – von "Fass!" gar nicht zu reden. Hunde ertragen es nicht, nicht geliebt zu werden. Die Hundehaftigkeit gipfelt in der Eigenschaft, dass jedes Tier sofort spürt, wenn man ihm skeptisch gegenübersteht, ihm etwa keine Zuwendung zuteilwerden lassen will. Dann schlägt die Hundenatur mit voller Härte zu: Sie will dich überzeugen, dass du irrst – und rückt dir so lange zu Leibe, bis du dich eines Besseren belehrt zeigst: Schau doch, wie lieb ich bin, wie ich mich an dich kuschele, wuffi-wuff, schnuffi-schneuf.

Nein, danke, denn ganz gegen den Hundewillen geben sie's nämlich nicht, und dann ist es so, dass das dir anvertraute Hundsi partout nicht über die Straße gehen will, stattdessen lieber starr stehenbleibt und dreinschaut wie Brot. Zerren half nicht, ich war ratlos, er beleidigt. Manches muss man nicht zweimal versuchen. (RONDO, 5.8.2016)